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Hörmal | 04.11.2018 | 07:45 Uhr

Friedhöfe – Orte des Lebens

Allerheiligen bin ich auf den Friedhof gegangen zu den Gräbern meiner Eltern und habe Kerzen entzündet. Es war diesmal besonders, denn es war das erste Mal, dass ich Allerheiligen auch das Grab meiner Mutter besuchen musste. Im letzten Dezember ist sie gestorben. Der Friedhof mit den Gräbern liegt direkt neben dem Kloster, in dem ich lebe. Wie alle Friedhöfe hierzulande ist er in diesen ersten Novembertagen besonders geschmückt. Der November ist ja der Monat, an dem gerade der Toten gedacht wird.

Und auch wenn mein Kloster nur einen Katzensprung von diesem Friedhof entfernt ist: Ich gehe nicht oft an die Gräber meiner Eltern, denn an sie zu denken, kann ich auch anderswo. Aber an Allerheiligen war es mir ein Anliegen.

Viele Fragen gehen mit, auf dem Weg über den Friedhof: Wo mögen sie jetzt wohl sein? Leben sie nur in meiner Erinnerung fort? Was ist aus dem geworden, was sie angefangen, gewollt, ersehnt haben? Gibt es für sie eine Vollendung des Lebens, gerade da, wo sie gescheitert sind? Und ich frage mich: Wo werde ich sein, wenn ich gestorben bin? Gibt es ein Wiedersehen? Und will ich alle Menschen wiedersehen, die ich im Leben gekannt habe?

Schließlich frage ich mich: Spiegeln die Gestalt der Gräber, der Schmuck und die Kerzen etwas von all diesen Fragen wider?

Seit Menschengedenken geben Friedhöfe Zeugnis davon, wie die Menschen früher gelebt haben und welches Verständnisses sie von Leben und Tod hatten. Unser Wissen früherer Kulturen wird ja im Wesentlichen durch die Grabfunde der Archäologen bestimmt: Grabsteine und Beigaben sagen etwas aus, ob jemand reich oder arm war, adelig oder Sklave. Und manche Symbole wie Sonnenräder oder Kreuze geben Aufschluss, welchen Glauben die Verstorbenen hatten, ob und wie man sich ein Leben nach dem Tod vorgestellt hat.

Was werden spätere Generationen wohl einmal über uns sagen, wenn sie unsere Gräber untersuchen? Was werden sie sagen über unsere Vorstellungen von Leben und Tod? Sind unsere Grabsteine und Beigaben nur Ausdruck der Erinnerung an die Verstorbenen, Ausdruck ob jemand ein gutes, reiches oder armseliges Leben hatte? Oder sind die Friedhöfe auch ein Zeichen der Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod?

Es hat Zeiten gegeben, da waren die Friedhöfe nicht separiert mit einer Mauer umgeben. Das alltägliche Leben spielte sich über den Gräbern ab. Es wurde sogar auf den Gräbern getanzt. Friedhöfe waren nicht Orte der Ruhe, sondern des Lebens. Das ist eine Vorstellung, die heute vielfach verloren gegangen ist. Der Tod ist eher ein Tabu – und das zeigt sich auch an der sich verändernden Begräbniskultur: Anonyme Bestattungen nehmen immer mehr zu. Noch nicht mal die unmittelbaren Angehörigen haben dann noch einen Ort, zu dem sie gehen können.

Mir ist dieses Jahr aufgefallen: Auf dem Friedhof, wo meine Eltern liegen, gibt es inzwischen mehr und mehr Freiflächen. Dabei lädt der Friedhof zum Spazieren ein. Und in mir kam ein Gedanke auf: Wie wäre es wohl, wenn eine freie Fläche auf dem Friedhof zu einem Spielplatz für Kinder umgestaltet würde? Wie wäre es, wenn das Leben so mehr Einzug halten würde auf den Friedhöfen über das ganze Jahr und nicht nur im November? Ist das ein pietätloser Gedanke? Ich finde nicht. Er enttabuisiert. Spätere Archäologen würden vielleicht staunen, wenn sie Grabfunde machten: Grabsteine und Spielgeräte zusammen, als Ausdruck dafür, dass der Tod zum Leben gehört und kein Tabu ist.

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