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Kirche in WDR 2 | 26.06.2019 | 05:55 Uhr
Familien am Morgen
Liebe Familien,
ich ziehe meinen Hut vor euch, wie ihr
das jeden Morgen schafft, dass alle zum richtigen Zeitpunkt das Haus verlassen,
nicht mehr den Schlafanzug an- und auch schon was gegessen haben.
Als ich vor einiger Zeit mitten in der
Woche als Tante Übernachtungsgast in einer Familie mit drei Kindern von Klasse
5 bis Klasse 12 sein durfte und diese Choreographie von fünf Personen am frühen
Morgen mitbekommen habe, war ich mal wieder ganz schön beeindruckt, was ihr
alles meistert. Bei mir Zuhause müssen bloß der Rhythmus von zwei Menschen
aufeinander abgestimmt werden, ach ja, und die Katzen gefüttert und gelüftet.
Nicht so bei euch, liebe Familien:
Es kommt mir vor wie die gut
eingespielte Choreo einer Bühnenshow. Applaus, Applaus! Am Abend sind schon die
Requisiten aufgebaut worden, sprich, der Tisch ist gedeckt, eine Müslischale
hier, ein Brettchen mit Messer dort, zwei Gläser, drei Tassen, Moment, die
Lieblingstasse steht grad sauber im Schrank, also nehmen wir die.
Am Morgen dann, im Idealfall, soviel
Platz und Zeit für jede und jeden, wie es für die reibungslose Aufführung der
Choreo notwendig ist.
Als Gast finde ich das faszinierend. Ihr merkt die Kunst schon gar nicht mehr: Kein Wort zu viel, aber auch keins zu wenig. Wer noch nicht wach ist, muss auch nicht reden, kann noch vor sich hin dämmern. Wenn‘s passt: Mut für den Mathe-Test der kleinen Schwester zusprechen, oder ihn besser gar nicht erwähnen, an die Schwimmsachen denken, Brote schmieren und einpacken. Und noch ein schneller Kuss auf dem Weg zum Schulbus.
Mir ist als Gast total klar: Hier sind
Profis am Werk.
Applaus, Applaus, für die vielen Male,
wo das eingespielte Kunstwerk gut klappt.
Und danke, für die Hoffnung, dass das
Zusammenleben in der Menschheitsfamilie im
Allgemeinen doch auch möglich ist.