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Kirche in WDR 2 | 08.11.2019 | 05:55 Uhr
Syrische Flüchtlinge im Libanon-Präses Manfred Rekowski
–allein im Libanon leben eineinhalb Millionen der Geflüchteten – unter katastrophalen Bedingungen. Wohin das perspektivisch führen kann, sieht man an den Palästina Flüchtlingen – rund eine halbe Million (473.000 Personen) leben bereits
seit Generationen im Libanon. Ohne Hoffnung auf Veränderung. Sie leben in Lagern, gelten immer noch als Ausländer, dürfen nicht wählen und nicht studieren. Über die Situation der Geflüchteten aus Syrien und Palästina hat sich Manfred Rekowski – Präses der rheinischen Landeskirche – vor Ort informiert:
O-Ton: Also wenn ich jetzt die Wohnverhältnisse der syrischen Flüchtlinge beschreiben sollte im Libanon, dann sind das Zelte aus Plastik und aus Holz, ganz einfache Unterkünfte.
In den palästinensischen
Flüchtlingsunterkünften sieht man durchaus auch Hochhäuser sehr einfach sehr
schlicht. Wenn man durch die Gassen geht, sieht man die Stromleitungen
in einem großen Wirrwarr runterhängen. Wasser
tropft über die Leitungen, Abwässer in den Gassen. Das sind schon
Lebensumstände, die menschenunwürdig sind.
Autorin: Menschenunwürdige
Lebensbedingungen und Viertel, ganze Stadtteile, die sich selbst überlassen
sind.
Nur sechs Millionen Menschen leben
im Libanon. Jeder vierte ist ein Flüchtling. Die Lager der Palästina
Flüchtlinge haben sich nach Aussage des Präses zu rechtsfreien Räumen
entwickelt.
O-Ton: Man sieht keinen Polizisten, sondern das sind Systeme, die sind undurchschaubar. Und wir sind durch diese Gassen auch nur mit Begleitung gegangen, weil das auch zu gefährlich ist. Und insofern habe ich schon den Eindruck gehabt. Das ist ein Staat im Staat , ein rechtsfreier Raum und das ist natürlich für einen Staat auch so ziemlich der Super Gau.
Und wir spüren sehr
deutlich, dass die Libanesen befürchten, wenn das mit den syrischen Flüchtlingen
genauso sich entwickelt, dann könnte das für das Gemeinwesen, für den Staat
sehr gefährlich werden und deswegen gucken
viele
Libanesen sorgenvoll auf die Entwicklung mit den syrischen Flüchtlingen im
Lande.
Autorin: Dennoch gibt es Inseln der Hoffnung: kleine Lichtblicke in diesem Dunkel. Christliche Hilfsorganisationen haben Kindergärten eingerichtet, bieten Alphabetisierungskurse an.
O-Ton: Wo man
erlebte, Frauen, ganz junge, auch ganz Alte,
lernen lesen und das ist ja nicht irgend eine Fertigkeit, die man mal so lernt
just for fun, sondern das ist ja eine Lebensertüchtigung. Ich kann mein Handy
bedienen, ich kann die Zeichen lesen, ich kann mich orientieren im Leben. Also es
war eine kleine Hoffnungsgeschichte in einem Ort, der eigentlich geprägt war
von tiefer Hoffnungslosigkeit seit Jahrzehnten.
Autorin: Es gibt keine einfache Antwort. Die Lage in Syrien ist nach wie vor schwierig. Zwar ist das Land– nach Auskunft des Rotes Kreuzes - zu 70% befriedet. Trotzdem ist eine Rückkehr der Flüchtlinge schwierig. Die Geflüchteten haben Angst vor dem Assad Regime – einer Diktatur, die Rückkehrer nicht mit offenen Armen empfängt, sondern wie Abtrünnige behandelt.
O-Ton: Und es gibt für mich keine Alternative zu der Hoffnung, dass es zwischen
islamischem Staat und dem Regime auch noch eine Alternative gibt, die mit
Demokratie, mit Freiheit und Recht sich verbindet, aber das ist ein harter
Kampf und da ist natürlich die Politik noch viel mehr gefragt als die Kirchen.
Quellen:
https://www.spiegel.de/politik/ausland/palaestinenser-im-libanon-kein-staat-keine-arbeit-keine-perspektive-a-1279532.html, zuletzt aufgerufen am 7.10.2019
Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius