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Kirche in WDR 2 | 08.04.2020 | 05:55 Uhr
Wahrheit
Die Woche vor Ostern mündet
in einer Lügengeschichte: „Petrus, gehörst Du dazu?“ Das ist
die Frage. Kurz nachdem Jesus verhaftet wurde und zum Tode
verurteilt. Und Petrus, der Apostel, der „Superjünger“, der
immer so nah bei Jesus war, der geht auf Tauchstation. „Ich? Eher
nicht! Ich habe mit Jesus nichts zu tun“ Und dann kräht der Hahn,
erzählt die Bibel, drei Mal. Als Zeichen: Junge, hab keine Angst,
Gott ist mit Dir, bleib bei der Wahrheit!
Es
gibt viele Gründe, warum Menschen lügen: Aus Angst vor den Folgen.
So wie bei Petrus. Öfter aber lügen sie,
weil es gerade bequemer ist. Oder aus Höflichkeit, weil ich einen
lieben Menschen nicht verletzten will: „Hat Dir das Essen
geschmeckt?“ – Ich glaube, so kleine Lügen verzeiht der liebe
Gott sofort ;-)
Nicht
aber die großen. Und da gibt es die, die sagen: Ich habe eigentlich
immer Recht. Und die können dann auch den größten Unsinn sagen,
die größten Lügen verbreiten, Verschwörungstheorien, die auch
gerade so durchs Netz geistern, fake news, und trotzdem behaupten:
„Das stimmt!“
Ich
glaube, dass wir in dieser Corona-Krise gerade neu lernen, wie
wichtig es ist, die Wahrheit zu sagen. Und zur Wahrheit gehört auch
die Demut: „Ich weiß es gerade nicht genau. Wir versuchen das
Beste. Und ich lasse mich beraten von Menschen, die sich besser
auskennen.“ Ich habe Hochachtung vor allen Politikerinnen und
Politikern, die in diesen Tagen so sprechen.
Junge, hab keine Angst, bleib bei der Wahrheit! – Mein Eindruck ist: Die Corona-Krise entlarvt Menschen, die Sicherheit und Allwissenheit vorgaukeln. Die behaupten: Nur sie wüssten wie es geht. Die von sich denken, sie beherrschten alles, Menschen und Natur.
Petrus
geht es nicht gut damit, dass er lügt. Der Hahn, der drei Mal kräht,
wird ihm in Erinnerung bleiben. Bei den fake news-Experten und
selbstgerechten Staatsmännern dieser
Tage bin ich da mir
nicht so sicher, ob sie den Hahn wirklich hören.
Was ich aber weiß: Lügen entstehen aus Angst. Und Lügen machen Angst. Wahrheit stiftet dagegen Vertrauen. Sie ist die Voraussetzung, dass wir Menschen gut zusammenleben, auch und gerade in der Not. Die Wahrheit macht uns frei, heißt es in der Bibel an vielen Stellen. Und genau das brauchen wir jetzt.
Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius