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Hörmal | 05.07.2020 | 07:45 Uhr

Bücherreisen

Heute ist der erste Sonntag der Sommerferien. Und vielleicht gehören Sie wie ich zu denen, die ihre Urlaubspläne mächtig umschmeißen mussten. Ich wollte eigentlich nach Israel – jetzt ist es der Harz geworden. Fernreisen sind Corona-bedingt erst einmal nicht auf meiner Agenda.

Wobei: Anfang Juni noch habe ich eine Fernreise gemacht und das Schwarze Meer umrundet. Nein – nicht im Flugzeug, nicht mit Bus und Bahn, sondern mit einem Buch. Bücherlesen ist Reisen im Kopf. Beim Lesen spielt der Abstand ja keine Rolle – weder der Sicherheitsabstand noch lange Distanzen. Und mit Reiseliteratur sind selbst Fernreisen möglich. Und an jenem Juni-Wochenende habe ich das Schwarze Meer umrundet mit dem neuesten Reisebericht von Jens Mühling. „Schwere See“ heißt der. Und ich gestehe: Ich wäre wahrscheinlich nie ums Schwarze Meer gereist und hätte mir darüber auch kein Buch gekauft, wenn ich Jens nicht aus meiner Jugend her kennen würde. Wir waren zusammen bei den Pfadfindern in meiner Heimatstadt Kempen.

Dann ist Jens irgendwann nach Berlin gezogen, wurde Journalist und hat viele Jahre als Russland-Korrespondent gearbeitet. Und seit ein paar Jahren schreibt Jens immer wieder Reiseberichte – und das ziemlich erfolgreich. So bin ich mit ihm schon durch Russland gereist und durch die Ukraine. Jetzt ging es also an einem Wochenende ums Schwarze Meer. Jens hat dafür ein dreiviertel Jahr gebraucht.

Durch sein Buch habe ich die abtrünnige Provinz Abchasien kennen lernen können, bin den Pontiern begegnet, also den Nachfahren der antiken Griechen, die seit Homers Zeiten am Nordrand des Schwarzen Meeres im heutigen Russland leben. Und auf einer versteckten Insel im Donaudelta habe ich sogar „Altgläubige“ angetroffen. Das ist eine sehr kleine religiöse Minderheit, die sich vor 350 Jahren von der russisch-orthodoxen Kirche abgespalten hat und seitdem meist sehr zurückgezogen lebt. Ok – das mit diesen „Altgläubigen“ klingt jetzt sehr nach Spezialwissen. Ist es auch. Aber Jens bringt einem in seinen Reiseberichten nicht nur abenteuerliche Begegnungen näher, sondern eben auch Wissen um Geschichte, Geografie, Kultur und Religion.

Auf meiner inneren Landkarte hat das Schwarze Meer jetzt jedenfalls seinen Platz.

Und vielleicht hätte ich Ihnen heute gar nichts über das Buch „Schwere See“ erzählt, wenn Jens auf seiner Reise nicht auf ein anderes Buch gestoßen wäre. Dieses Buch fand er zufällig und ziemlich zerlesen in der Vitrine eines kleinen Museums, ganz im Norden, nahe der Krim. Das Museum erinnert an den berühmten russischen Dichter Michail Lermontow. Der hatte dort auf einer seiner Reisen Station gemacht – und jenes Buch muss er da wohl zurück gelassen haben. Das Buch heißt die „Nachfolge Christi“ und stammt von dem Mönch und Mystiker Thomas von Kempen. Und Kempen ist eben die Heimatstadt von Jens und mir. Und Jens beschreibt seine Verwunderung, dass er ausgerechnet an jenem entlegenen Ort auf dieses Buch stößt.

Lange galt die „Nachfolge Christi“ als das meistgelesene Buch nach der Bibel. Der Philosoph Leibniz nannte sie einst „eins der vortrefflichsten Werke, die je verfasst worden sind“. „Die Nachfolge Christi“ ist heute 600 Jahre alt und war spiritueller Wegbegleiter für unzählige Kirchenmänner und –Frauen. Was „die Nachfolge Christi“ dem russischen Dichter Lermontow einst bedeutet hat, das weiß ich nicht. Aber die Gebrauchsspuren lassen erahnen, dass er das Buch mehrfach gelesen hat. Heute ist die „Nachfolge Christi“ ein wenig in Vergessenheit geraten. Warum eigentlich? Das möchte ich einmal rausfinden. Und daher habe ich mir für meinen jetzt anstehenden Sommerurlaub im Harz vorgenommen, sie noch mal zu lesen, die Nachfolge Christi. Irgendwas muss die Menschen durch die Jahrhunderte an dem Buch doch fasziniert haben. Faszinierend finde ich jedenfalls die Umstände, wie jetzt ausgerechnet die „Nachfolge Christi“ meine Urlaubslektüre wird. Und falls Sie in den kommenden Wochen reisen, ob in Büchern oder in Echt, wünsche ich einen schönen Urlaub!

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