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Hörmal | 26.07.2020 | 07:45 Uhr
Annatag
A – n – n – a: Von hinten, wie von vorn: A n n a. Heute ist Annatag – der Gedenktag der Heiligen Anna zumindest in der katholischen Kirche. Und eigentlich wäre Volksfest angesagt in Brakel und Düren – quasi hinten und vorne in NRW.
Aber: Wegen Corona-fällt sowohl die große Annakirmes in Brakel flach wie die in Düren – und die in Düren ist immerhin eines der größten Volksfeste in Deutschland. Wobei die Verehrung der Heiligen Anna in Brakel sogar etwas älter ist: Die wird 1498 erstmals erwähnt – wann sie genau angefangen hat, ist unklar. In Düren dagegen ist das ganz klar, wann das losgegangen ist mit der Heiligen Anna: 1501 wird ein Teil des vermeintlichen Kopfes der Heiligen Anna beim Dombau in Mainz gemopst und findet auf Umwegen nach Düren. Daraufhin wird ihr eine prächtige Kirche gebaut und aus dem Kirchweihfest wird dann die Annakirmes.
Aber wer war die Heilige Anna? Kurz gesagt: sie war die Großmutter von Jesus. Nichts Genaues weiß man. Die Bibel kennt keine Anna – es gibt Legenden aus Frühzeit des Christentums und die berichten, dass Anna und Joachim erst sehr spät erst ihren Nachwuchs bekommen haben, also Maria, die Mutter von Jesus.
Im Mittelalter dann fand die Verehrung der Heiligen Anna ihren Höhepunkt. Als Schutzpatronin der Bergleute und als Helferin bei Blitz und Unwetter. Martin Luther, der aus einer Bergbauregion stammte, betete einst zur Heiligen Anna, als er als junger Mann in ein höllisches Gewitter kam und versprach der Heiligen Anna, dass er Mönch wird. Nun, warum wird die Heilige Anna verehrt? Weil sie für die Christen besonders exemplarisch steht für die Rolle der Großeltern, der Großmutter im Leben eines Menschen – hier bei Jesus.
Wie Großeltern mit ihren Enkeln zusammenleben, das hat sich in den letzten Jahrzehnten enorm geändert. Früher hat die ganze Sippe oft unter einem Dach gewohnt. Mit allen Vor- und Nachteilen. Heute ist das Verhältnis meist deutlich entspannter. Während die Eltern in der Erziehung Grenzen setzen müssen, sind die Großeltern so etwas wie ein „Beziehungsjoker“ – mit Verwöhnfaktor.
Bei Oma und Opa ist oft mehr erlaubt als bei Mama und Papa – das fängt beim zu Bett gehen an und hört bei der Zuckerwatte auf einem Volksfest wie der Annakirmes nicht auf. Mit ihrer unverbrüchlichen Grundsympathie können Großeltern viel daran tun, dass Kinder Vertrauen zur Welt aufbauen.
Heute, am Annatag, denke ich vor allem an meine Oma. Die hieß nämlich Anna. Aber weil Oma relativ alt war, als sie meine Mutter bekam, starb sie, als ich noch relativ jung war. Meine Erinnerungen sind daher dunkel.
Es gibt viele Fotos, bei denen ich auf ihrem Schoß sitze – einmal auch: wir beide auf einem Schaukelpferd, das mein Papa gebaut hatte. Und eines lässt mich jedes Jahr vor Weihnachten schmunzeln und an sie denken: Meine Oma hatte nämlich eine diebische Lust, uns Enkeln zu verraten, was unsere Eltern uns zu Weihnachten schenken würden. Pardon, das Christkind – klar. Da war meine Oma ganz ein rheinisches Schlitzohr. Als Oma dann 1991 starb, musste auch ich, wie alle anderen Kinder, aufs Christkind warten, ohne „Spoiler“.
Stichwort: Spoilern…Wie gesagt: In Brakel und in Düren fällt heute das Volksfest zum Annatag aus. Und die Corona-Zeiten haben auch das Miteinander mit den Großeltern auf die Probe gestellt. Die Oma und den Opa zu knuddeln, das war vielen Enkeln in den letzten Monaten verwehrt. Und vielleicht ist das noch immer so. Aber vielleicht ist heut ein guter Tag, sich einmal an seine Großeltern zu erinnern. Und, falls das noch möglich ist, einfach mal zum Hörer zu greifen, anzurufen, und Danke zu sagen. Danke für alles, was sie an Geborgenheit und kleinen Extras im Leben mitgegeben haben. Omas und Opas können die Zuckerwatte im Leben sein – selbst, wenn die große Kirmes ausfällt.