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Kirche in WDR 2 | 28.08.2020 | 05:55 Uhr

Zeichen auf der Haut

Der Gottesdienst ist vorbei, ich stehe an der Kirchentür, um die Gemeinde zu verabschieden. Da bleibt sie vor mir stehen. Eine ältere Dame. Lächelt, schaut zu mir hoch und sagt: „Wenn man Sie so sieht, denkt man gar nicht, dass Sie so schlau sind.“

Ich lächele zurück: „Vielen Dank und Ihnen einen schönen Sonntag.“

Die meisten Menschen schmunzeln, wenn ich diese Geschichte erzähle.

Denn alle wissen: Ich sehe nicht aus wie eine Pfarrerin.

Vielleicht bin ich zu jung, obwohl ich das mit 36 wahrlich nicht mehr bin.

Ich bin tätowiert, trage Turnschuhe im Gottesdienst und schleppe meist einen selbstbemalten Jutebeutel durch die Gegend.

Viele halten mich für eine Sozialarbeiterin oder für jemanden, der in der Musik- oder Kunstbranche arbeitet, aber weder das eine noch das andere ist der Fall.

Es ist doch verrückt, mit was für Vorurteilen wir durch die Welt gehen! Das wir meinen zu wissen, wie Menschen in bestimmten Berufsgruppen auszusehen haben. Und
wenn sie nicht unseren Vorstellungen entsprechen, dann tun wir das kund.

Meistens leise und hinter vorgehaltener Hand und manchmal laut, so wie die Dame an der Kirchentür nach dem Gottesdienst.


Die Dame hat Tätowierungen, Turnschuhe und Jutebeutel mit etwas anderem verbunden als mit einem seriösen Auftritt im Gottesdienst.

Manchmal frage ich mich, ob ich wirklich richtig bin in dem Beruf.

Denn ich werde wahrscheinlich niemals in dieses Klischee einer evangelischen Pfarrerin passen.

Aber dann gibt es Momente, in denen die Tätowierungen richtige Türenöffner sind, um ein Gespräch zu beginnen.

Vielleicht fragen Sie sich, warum ich dieser unverschämten Aussage nicht Paroli geboten habe, da an der Kirchentür.

Ich bin eine tiefe Verfechterin der Bibelstelle, wo es heißt:

Der Mensch sieht, was vor Augen liegt; Gott aber sieht das Herz an.

Ich sehe als Mensch erstmal nur das Offensichtliche, das, was also vor mir liegt.

Viele – und ich nehme mich da nicht raus ­– lassen sich auch von diesem Offensichtlichen leiten. Besonders dann, wenn mein Gegenüber eben so ganz anders ist als ich und so gar nicht zu meinem Weltbild passt.

Und das, was den Menschen im Tiefsten und Innersten ausmacht, was ihn zu sich selbst macht, das ist für Gott sichtbar.

Und da ist es ihm egal, ob nun jemand Tattoos hat oder Turnschuhe trägt, davon bin ich überzeugt.



Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

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