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Kirche in WDR 2 | 13.05.2021 | 05:55 Uhr
Frieden erbitten
Heute ist Christi Himmelfahrt. Und ich weiß nicht, ob Sie schon mal im Heiligen Land waren und in Jerusalem . Ich habe dort eine zeitlang gelebt. Falls Sie schon mal dort waren, werden Sie sicher auch an dem Ort gewesen sein, der an den heutigen Festanlass erinnert. Genau – die Himmelfahrtskapelle mit dem Fußabdruck auf dem Ölberg. Wobei: Stimmt nicht. Die Kapelle ist eine Moschee – und das schon seit Jahrhunderten. Und sie steht genau auf dem Scheitelpunkt, wo das palästinensische Ostjerusalem blickt auf das, was heute die Hauptstadt des Staates Israel ist: auf Westjerusalem.
Die Himmelfahrtsmoschee steht also mitten auf der
Grenzlinie eines politischen Konflikts, der in diesen Tagen einmal mehr
Schlagzeilen macht und mich, offen gestanden unruhig schlafen lässt. Aber was
soll ich sagen. Wie geht es wohl den Menschen im Raketenhagel in Israel? Und
wie geht es den jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern hier in NRW, die
gestern in den Nachrichten erfahren mussten, dass vor zweien ihrer Synagogen
Fahnen verbrannt wurden und ihr Gotteshaus beschädigt wurde? In
diesem Jahr feiert Deutschland 1700 Jahre jüdisches Leben hierzulande. Und
diese Nachrichten, dass
ein politischer Konflikt im Nahen Osten
Jüdinnen und Juden hier in Deutschland
in
der Ausübung ihrer Religion hindert, ja bedroht – das ist unerträglich und macht
mich traurig….
“Und als Jesus näher kam und die Stadt Jerusalem sah, weinte er über sie und sprach: Wenn doch auch du erkannt hättest, (...) was zu deinem Frieden dient!“ (Lk 19,41f)
Jesus, der das laut dem Lukasevangelium gesagt haben soll;
dieser Jesus war ein Jude. Er lebte in Israel, was damals römische Provinz war
und später lange Zeit Palästina genannt wurde. Kurz nachdem er
in den Himmel auffuhr, gründete sich das Christentum im
Pfingstwunder, was die Christen weltweit ja nächste Woche feiern. Der Ort, wo
Jesus um Jerusalem geweint und gebetet hat, ist derselbe wie der seiner Himmelfahrt: es ist der Ölberg.
weder Juden und Muslime allzu viele Tipps geben über friedliches Miteinander – dann könnten beide Religionen von den Kreuzfahrern erzählen, von christlichen Besatzern und von deutscher Geschichte des 20. Jahrhunderts. Aber in einer Woche wie dieser, an dem der christliche Feiertag seinen Ort an jenem Ölberg hat, wo Jesus einst um Frieden für diese Stadt betete, sollten Christen:innen das jüdische Gebet anstimmen, das schon Jesus kannte – weil es älter ist als er: Den 122. Psalm. „Erbittet für Jerusalem Frieden!
Wer dich liebt, sei in dir geborgen.
Friede wohne in deinen Mauern, in deinen Häusern Geborgenheit.
Wegen meiner Brüder und Freunde will ich sagen: In dir sei Friede.
Wegen des Hauses des Herrn, unseres Gottes, will ich dir Glück erflehen.“ Ich hoffe und bete, dass eines Tages, alle, die diese Stadt Jerusalem lieben, diese Zeilen mitbeten können – und dass in den Häusern Jerusalems Geborgenheit sein wird.