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Hörmal | 06.06.2021 | 07:45 Uhr

Liturgische Wortungetüme und was mich daran trifft

„Unsere Schuldis.“ Ich wusste zwar nicht, wer diese, unsere „Schuldis“, waren; aber dass wir denen „gern“ vergeben, das hab ich als Kind dem Herrgott jeden Sonntag in der Messe fest versprochen – das fand ich christlich: gerne zu vergeben … auch wenn ich da wohl etwas komplett falsch verstanden hatte.

… Falls Sie sich mit den christlichen Grundgebeten auskennen, werden Sie bemerkt haben, dass ich als Kind an einer Stelle das „Vater Unser“ etwas eigenwillig gebetet hatte. „Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“, heißt es da richtig.

Nun, die christliche Liturgie hält ja für Kinder so einige Wortungetüme parat. Wie die „Frucht eines Leibes“ genau „gebenedeit“ sei – allein daran hatte ich als neugieriger Junge am Niederrhein genug zu knacken. Und beömmelt vor Lachen habe ich mich später im Theologiestudium, als Elisabeth, eine Kommilitonin, uns an einem weinseligen Abend offenbart hatte, dass sie als Kind immer gebetet hat: „Herr, ich bin ein Pfirsich, dass Du eingehst unter mein Dach.“

Ich mag das an meinem Glauben, an meiner Liturgie. Dass sie mitunter auch ein Hort ist von kreativen Missverständnissen. Ich bin einfach ein Freund davon, dass ich mir Sonntag für Sonntag Worte in den Mund legen lasse, von denen ich mitunter gar nicht weiß, woher sie genau stammen. Was sie wirklich genau bedeuten. Und wie sie in der katholischen Liturgie dann kombiniert wurden. Ich meine: Ich habe 12 Semester Theologie studiert, um das alles etwas mehr für mich persönlich aufzudröseln – das ist mir schon wichtig. Aber: Wenn ich in der Liturgie bin, dann mache ich das mit großem Respekt davor, dass ich in einer Tradition stehe, die schon ein paar Jahrhunderte – ja, zweitausend Jahre – auf dem Buckel hat. Und manchmal, dann packt es mich und ich fange an, wie der kleine Junge von einst zu staunen darüber, was da eigentlich passiert, gesagt und gebetet wird.

Zum Beispiel, wenn es um den vermeintlichen „Pfirsich“ geht: Der Zusammenhang ist folgender: Der Priester streckt das gewandelte und gebrochene Brot in die Höhe und sagt: „Seht das Lamm Gottes, das hinweg nimmt die Sünden der Welt.“ Und damit legt sich der Priester die uralten Worte von Johannes dem Täufer in den Mund, der diese gesagt haben soll, als er Jesus am Fluss Jordan sah (Joh 1,29). Und die Gemeinde geht bei diesen Worten auf die Knie und antwortet: „Herr ich bin nicht würdig, dass Du eingehst unter mein Dach“. Und da haben wir sie, die Stelle mit dem vermeintlichen Pfirsich: „nicht würdig“. Auch diese Worte sind uralt und stammen aus der Bibel. Aber aus einer ganz anderen Geschichte als der mit Johannes dem Täufer. Diese Worte sagt ein heidnischer Hauptmann, dessen Diener schwer erkrankt ist. Er wendet an Jesus und bittet um die Heilung seines Dieners und sagt: „Herr, ich bin nicht würdig, dass du einkehrst unter mein Dach, sprich nur ein Wort, dann muss mein Diener gesund werden." (Lk 7,6f) Jesus ist tief beeindruckt vom Glauben dieses Menschen und der Diener findet Heilung.

Das bedeutet mir viel, je älter ich werde, diese Worte des Hauptmanns und diese Geste in der Messe, dass ich dabei knie, wenn ich spreche: „Sprich nur ein Wort, und meine Seele wird gesund.“ Es sind Worte, die ich mir selbst nicht hätte ausdenken können. Aber sie treffen mal mehr, mal weniger meine Seelen-Verfasstheit – mein Wunsch nach Heilung. Und dafür mag ich den Gottesdienst am Sonntag – auch wenn ich über manche Wortungetüme schmunzele. Manches trifft mich in der Messe ganz unmittelbar – und ganz unmissverständlich.

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