Unterwegs bleiben

„Wo kommen wir denn dahin…“ Wenn Sätze so anfangen, werde ich hellhörig. Und ich höre solche Sätze ziemlich häufig derzeit. Wenn es um Grillsaucen geht, die umbenannt werden, z.B.. „Wo kommen wir denn dahin, wenn ich demnächst ein Schnitzel mit Paprikasauce bestellen muss?“ heißt es dann gerne. Oder wenn es darum geht, Frauen und Männer in der Sprache gleichermaßen abzubilden. Stichwort Gendersternchen. „Wo kommen wir denn dahin, wenn wir jetzt in jedem Satz von Ärztinnen und Ärzten sprechen oder gar von Ärzt:innen?“ „Wo kommen wir denn dahin, wenn die Regierung Jugendlichen und Wissenschaftler:innen zuhört, wenn sie eine neue Klimapolitik fordern?“

Mit „Wo kommen wir denn dahin-Fragen“ wird beinahe jede Neuerung in unserer Gesellschaft in Frage gestellt. Und das lässt mich so aufhorchen. Denn bei vielen dieser Neuerungen ahne ich, dass sie zu mehr Respekt führen könnten, zu mehr Gleichberechtigung, Fairness und Nachhaltigkeit. Und da möchte ich gerne hin.

Ohne Veränderung ging es nie. Zum Glück! Das Frauenwahlrecht war mal das „Wo kommen wir denn dahin“ vergangener Tage, die Abschaffung der Prügelstrafe und der Sklaverei ebenso. Arbeitnehmerrechte? „Wo kommen wir denn dahin?“ Schallte es durchs 19. Jahrhundert. Und natürlich ist nicht immer gleich die erste Idee für Veränderung auch die Beste. Aber lieber beim Ist-Stand stehen bleiben, statt sich auf den Weg zu mehr Gerechtigkeit zu machen – das scheint mir die schlechteste aller Ideen.

Keine Sorge: Wir können das! Wir Menschen lernen vom ersten bis zum letzten Atemzug. Womöglich sogar davor und danach. Veränderungen sind keine Erfindung der Jetztzeit. Es gab nie eine Zeit ohne. Gut 200 Jahre ist dieser Satz vom Physiker Georg Christoph Lichtenberg alt:

„Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders wird, aber so viel kann ich sagen: Es muss anders werden, wenn es gut werden soll.“