Ist der Papst bescheiden?

Gestern vor einem Jahr wurde Papst Franziskus gewählt. Und daher die Frage: Ist der Papst bescheiden?

Sicherlich in seinem Lebensstil, weniger in seinem Anspruch. Vom Lebensstil sind viele Menschen beeindruckt: die alten Schuhe, die abgewetzte Aktentasche, das Brustkreuz aus Blech.

Er wohnt im Gästehaus, nicht in den Papstgemächern. Doch dies sieht er nicht als Ausdruck von Bescheidenheit, sondern von Geselligkeit. Er braucht Menschen um sich, er will nicht als einsamer Junggeselle versauern. Vor Weihnachten hat er vier Obdachlose eingeladen zum Mittagessen mit ihm. Die Nacht hatten die vier unter den Kolonaden des Petersplatzes verbracht. Das ist eher klug als bescheiden; so bekommt der Papst etwas von dem mit, was Obdachlosigkeit bedeutet. Jede Nacht in der Winterszeit schickt er ein Auto mit einem Fahrer und. vier Schweizergardisten zur Rundfahrt durch die Stadt Rom los. Nicht aus Gründen der Sicherheit, damit die Gardisten nach Ganoven Ausschau halten, sondern damit sie Obdachlosen und Menschen in Not helfen. Die Männer aus der Schweizergarde sprechen vier, verschiedene Sprachen. und können so Menschen aus vielen Nationen beistehen.

Gar nicht bescheiden sind auch Geschenke des Papstes. Jede Woche, so wird berichtet, schickt er an hundert Pfarrer seines Bistums Geld, jeweils bis zu tausend Euro. Damit sollen sie Flüchtlinge und Arme unterstützen. Es ist wie „Anfüttern“, die Pfarrer sollen Appetit auf Caritas bekommen. Natürlich setzt er seine Pfarrer als Bischof von Rom unter Druck: macht weiter so, Teilen macht froh.

Der Papst macht Druck, recht wenig bescheiden. Er verteilt nicht Heiligenbildchen oder Rosenkränze ohne Botschaft. Beim Weltjugend- tag in Rio de Janeiro faßte er seinen Anspruch knapp zusammen: "Geht raus, habt keine Angst und dient".