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Kirche in WDR 2 | 28.09.2021 | 05:55 Uhr

Zaungespräche

„Ich wünsch Dir nasse Pulliärmel beim Spülen!“ Was für eine herrliche Art, dem Nachbarn zu zeigen, dass das so nicht geht, mit dem Müll im Flur. Ich habe herrlich gelacht. Womöglich sind nasse Pulliärmel wirklich wie lauter Kartons im Hausflur: Nervig aber verschmerzbar.

Gelesen habe ich den Pulliärmelsatz im Internet. Auf einer Seite mit lauter abfotografierten Zetteln, die Menschen für ihre Nachbarn aufhängen. Lauter Nachrichten, um sich zu beschweren oder um ihnen zu sagen, dass es an diesem Samstag lauter werden kann beim Geburtstag feiern. Auch eine schöne Nachricht: Bei uns wird es jetzt nachts öfters laut, der kleine Luis ist geboren. Manche bedanken sich, stellen sich als neue Nachbarn vor, laden zum Kennenlernkaffee ein – die Anlässe sind unterschiedlich, der Tonfall auch. Was alle gemeinsam haben: Es ist eine Einbahnstraßenkommunikation. Wenn ich Zettel schreibe, dann erreiche ich ziemlich viele ziemlich schnell. Aber ihre Reaktion, die erreicht mich womöglich nicht. Kann gut sein, dass es gar nicht zum Gespräch kommt. Weder über Luis noch über die Pulliärmel.

In den USA wird heute der „Nationale Tag des Nachbarn“ begangen. Keine schlechte Idee. Nachbarn sind die Menschen, mit denen ich Tür an Tür wohne und trotzdem gibt es oft erst dann ein Gespräch, wenn etwas nicht passt. Wenn es denn ein Gespräch gibt. Und keinen Zettel.

Ich erinnere mich daran, wie ich einmal eine Nachbarin am Briefkasten im Hausflur traf: „Ah, wir haben uns ja lange nicht mehr gesehen!“, sagte ich. Und sie: „Meinen Mann werden sie ja gar nicht mehr sehen.“ Sie erzählte mir, dass ihr Mann drei Monate vorher gestorben ist. Ziemlich schnell nach einer schweren Diagnose. Ich war geschockt. Denn ich wusste weder von seiner Krankheit noch von seinem Versterben. Und da standen wir nun, in einem 6-Parteien-Haus im Flur und waren beide erschrocken: Wie kann es sein, dass es erst den Zufall am Briefkasten braucht, damit wir umeinander wissen? Uns beiden war klar: So wollen wir in diesem Haus eigentlich nicht miteinander leben.

Was Goethe zum Thema Nachbarn sagt?

Wenn Gott so schlechter Nachbar wäre,

als ich bin und als du bist,

wir hatten beide wenig Ehre;

der lässt einen jeden, wie er ist.

Ja, das sehe ich genauso: Gott lässt uns, wie wir sind. Genau so sollten wir es auch mit unseren Nachbarn halten. Vor der eigenen Tür kehren und so. Aber, ich finde den Satz nicht vollständig. Gott mäkelt zwar nicht an der Länge unserer Hecke herum – aber er verliert uns auch nicht aus den Blick, wie ich meine Nachbarin und ihren kranken Mann.

Und genau das habe ich mir damals am Briefkasten vorgenommen: Nicht beobachten, aber beachten, so möchte ich Nachbarschaft leben.

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