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Hörmal | 21.11.2021 | 07:45 Uhr

Das Pendel

Vor einigen Jahren hatte ich ein beeindruckendes Erlebnis. In Loccum, zwischen Weser und Steinhuder Meer. Ich beobachte eine Messingkugel. Zehn Kilogramm schwer. Gleichmäßig pendelt sie an einer stabilen, achtzehn Meter langen Klaviersaite. Das Pendel ist in einem Gewölbe befestigt. In der Stiftskirche in Loccum.

Am schnellsten ist die Kugel am tiefsten Punkt, wenn sie den halben Weg zurückgelegt hat. Dann steigt ihre Bahn wieder an. Sie wird langsamer, bis sie für einen winzigen Moment stehen bleibt. Alle Bewegung ist erstorben. Dann nimmt sie wieder Tempo auf, in die entgegengesetzte Richtung. Die Schwingung beginnt von neuem.

Heute ist so ein Tag, an dem die Zeit scheinbar für einen Augenblick still steht. Ein Wendepunkt, an dem sich die Richtung wieder ändert. Heute ist der letzte Sonntag des Kirchenjahres. In einer Woche beginnt mit dem ersten Advent eine neue Zeit.

Die tristen Novemberwochen sind die Zeit der Gedenktage. Zu Allerheiligen und Allerseelen erinnern sich katholische Christinnen und Christen an ihre Verstorbenen. Heute, am Ewigkeitssonntag, die evangelischen. Am Volkstrauertag wurde an die Toten der Weltkriege und die Opfer des Nationalsozialismus gedacht. An diesen Tagen steigen Erinnerungen auf: die letzten Tage im Krankenhaus, der Termin beim Bestatter, die Trauerfeier. Und danach häufig die Einsamkeit. An den Gedenktagen kommt die Familie wieder zusammen. Man geht zum Grab, mit einem Gesteck oder einem Grablicht. Und tauscht Erinnerungen aus.

Am Ende dieser Trauertage legt sich bei mir manchmal ein Schatten auf die Seele. Der Tod scheint allgegenwärtig: in der entlaubten Natur, in den langen Nächten, in den Gedanken. Das Leben scheint seine Energie zu verlieren – wie das Pendel kurz vor dem Wendepunkt.

Beim Pendel geschieht der Umschlag ganz von selbst: Es nimmt wieder Fahrt auf. Gewinnt an Geschwindigkeit. Und zwar in die entgegengesetzte Richtung. Niemand muss dabei nachhelfen. Im Advent habe ich ähnliche Erfahrungen gemacht. Wie von selbst gewinnt das Leben wieder an Energie: die Lichter in den Straßen und auf den Kränzen, die kalorienreichen Köstlichkeiten aus dem Ofen.

Je mehr der Advent an Tempo gewinnt, desto stärker spürt es auch meine Seele: Gott überlässt diese Welt nicht der Erstarrung. Er belebt die Menschen von neuem, die von Trauer und Tod gefangen waren. Erst ganz langsam. Kaum zu merken. Und dann immer kräftiger.


Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

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