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Kirche in WDR 2 | 01.12.2021 | 05:55 Uhr

Abendgebet

Die schwere Lungen-OP vor zwei Jahren hat er ganz gut überstanden. Natürlich muss er mit Einschränkungen leben, aber damit kommt er klar. Und außerdem: Wer so viel geraucht hat wie er, der darf sich wohl nicht beschweren.

Als er jetzt allerdings mit Corona ins Krankenhaus kommt, wird ihm ganz anders zumute. Er hat keine Ahnung, wo er sich angesteckt hat. Wegen seiner angegriffenen Lunge ist er die ganze Zeit vorsichtig gewesen. Hat Maske getragen, Kontakte vermieden und auch sonst alles. Aber natürlich konnte er nicht ständig nur zu Hause bleiben.

Im Krankenhaus wird sein Zustand nicht besser. Er bekommt mächtig Sauerstoff, aber die Werte verschlechtern sich stetig. Irgendwann wird er auf die Intensivstation verlegt und wenn jetzt nicht bald Besserung eintritt, muss er künstlich beatmet werden.

Spätestens da kriegt er es richtig mit der Angst zu tun. Er ist kein Mediziner, aber dass es langsam Spitz auf Knopf steht, das wird ihm erschreckend klar. In dieser Situation fängt er an, zu beten. Das hat er seit Jahren nicht mehr gemacht - eigentlich seit seiner Kindheit nicht mehr. Er hat sich nie bewusst vom Glauben oder von Gott losgesagt. Hat sich aber auch nie mehr damit beschäftigt. Ist allen Fragen zu dem Thema aus dem Weg gegangen und hat so allmählich seinen Glauben verloren.

Aber - wer weiß? Vielleicht hilft es doch irgendwie? Zu beten, wenn die Angst ihn überkommt. Oder wenn er nachts nicht schlafen kann. Zumindest hilft es ihm dann, ruhiger zu werden. Etwas von seiner Angst abzugeben. Seine Großmutter hat immer gesagt, sie würde mit ihrem Abendgebet ihr Leben für die Nacht in Gottes Hand legen. Das ist für ihn sicher ein bisschen hoch gegriffen. Aber irgendwas in der Richtung ist es schon …

Auf jeden Fall kriegt er rechtzeitig die Kurve. Die Sauerstoffwerte in seinem Blut steigen. Die künstliche Beatmung bleibt ihm erspart. Bei seiner Entlassung macht ihm der Arzt Hoffnung, dass es für ihn wieder fast so gut werden könnte wie vor der Erkrankung.

Das fühlt sich gut an und als er sich im Taxi nach Hause fahren lässt, ist er angefüllt von einer Mischung aus Erleichterung, Freude und Dankbarkeit. Ob das Beten tatsächlich geholfen hat? Oder hat er einfach nur Glück gehabt? Aber wer will das entscheiden? Und wo liegt eigentlich der Unterschied? Zwischen Glückhaben und von Gott gehört werden?

So ganz klar ist ihm das nicht. Aber dass ihm das Beten gut getan hat, dass es geholfen hat gegen die Angst, die in ihm war, das kann er nicht leugnen. Und während das Taxi jetzt vor seinem Haus hält, muss er zugeben, dass das Abendgebet seiner Großmutter doch einiges für sich hat. Und auch die Glaubenshaltung, die dahintersteckt.



Redaktion: Sabine Steinwender-Schnitzius.

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