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Hörmal | 02.01.2022 | 07:45 Uhr

Baby-jung und Krisenmodus

Das neue Jahr riecht ja noch wie ein frischgeborenes Baby. Nach einem Tag ist die Käseschmiere zwar schon ab, aber vor uns liegen noch 364 Tage. Und noch strahlt 2022 wie ein Neugeborenes.


A propos Baby: Vor drei Wochen hab ich ein paar Tage mit Poldi verbracht. Meinem Neffen, meinem „neuen Neffen“. Ok, „neu“ ist übertrieben, er wird im März schon ein Jahr - aber bei diesen Tagen war schon noch vieles neu für Poldi. Schnee zum Beispiel. Und: Dass er das erste Mal abgestillt, weit weg von seiner Mutter war, allein mit seinem Vater unterwegs, meinem Schwager– das war auch neu. Naja: Und Poldi war erkältet. Und daher leicht verrotzt und manchmal etwas quengelig. Mein Schwager ist erstmals Papa und ich finde, er ist der wahrscheinlich stolzeste und sicher beste Papa der Welt – wie er sich noch nach 9 Monaten über „den Kleinen“ freut – da freue ich mich jedes Mal mit. Aber zugegeben: Er war in diesen Tagen schon etwas aufgeschmissen – erstmals allein unterwegs mit Poldi.


Und das kenne ich, offen gestanden, selten so von meinem Schwager. Sie müssen wissen: Er ist Pilot, fliegt mittlerweile Langstrecke: Tokio, Los Angeles, Bangkok... Gerade aber hat mein Schwager Elternzeit und ist deshalb allein mit Poldi gekommen zum 70sten von seiner Mutter, Poldis Oma.


Und irgendwann fiel mir auf, dass mein Schwager bei Poldi fast wie bei seinem Flieger so kleine Checklisten anlegt – wenn er z.B. mit Poldi morgens aus dem Hotel geht. Dann zählt er leise alles auf, damit er und Poldi startklar sind. Und daher bin ich mir sicher: Poldi muss sich eigentlich um nix Sorgen machen, weil sein Piloten-Papa für ihn sorgt. Gut sorgt. Und seine Mama erst – die sollten Sie mal kennen lernen. Aber: die war ja nicht mit dabei.


Und dann war da diese Kälte – und die ersten Schneeflocken. Und dann sitzt da mal der Pups quer. Und dann stopft die Nase. Und dann wechselt auch Poldi aus seinem Honigkuchenpferd-Modus über in den Alarm-Zustand: Dann schreit Poldi seinen Kopf rot, so rot wie der Alarmknopf im Cockpit.


Und so habe ich meinen Schwager gefragt: Was ist eigentlich schwerer zu bedienen, dein Airbus oder Poldi? Und der, stöhnt kurz und sagt: „Da sachste was...an was ich alles denken muss, bei dem Kleinen. Und dann kommt immer noch mal was dazwischen.“


Ich erzähle die Geschichte nicht, weil ich meinen Lieblings-Schwager irgendwie in die Pfanne hauen will. Und ich unterschätze auch nicht die Komplexität eines Flugzeugs – dazu komme ich noch. Ich erzähle von Poldi, weil dieses Jahr eben noch so riecht wie ein Baby, weil es ja quasi vor uns liegt wie ein Neugeborenes.

Und in diesem Jahr kann viel passieren. Erinnern Sie sich mal ans letzte: Corona, die Jahrhundertflut, dann der völlig überraschende Wahlsieg der SPD. Kann immer was Neues dazwischen kommen.


…Und was braucht es dann?


Und hier bin ich wieder bei meinem Schwager. Denn der hat normalerweise etwas bewundernswert Ausgeglichenes. Das scheinen alle Piloten zu haben – und die Pilotinnen auch. Ist mal meiner Frau aufgefallen, als sie mit ihrem Bruder bei einer Pilotenparty war. Und sie sagte mir: Die sind alle so…cool. Also: Nicht „cool“ im Sinne von: „Ich bin hier der größte Checker“, sondern sie sind meist cool im Sinne von: beherrscht sein, eine hohe Sozialkompetenz haben. Und auch darauf hab ich meinen Schwager mal angesprochen – vor Jahren schon. Und er hat gesagt – so sinngemäß: „Man muss ja sagen, dass wir für das, was wir da im Cockpit machen, eigentlich zu gut bezahlt werden. Aber wir werden nicht für den Regelfall bezahlt. Sondern für den Moment, wenn was schief geht. Dafür ist unser ganzes Training. Denn wenn was schief geht, dann liegt das Leben von allen im Flieger in meiner Hand, in meinem Hirn, in meinem Herz.“


Und das ist ja so: Dafür, dass die Pilot*innen in der Krise nicht den Kopf verlieren, dafür werden sie trainiert. Und da werden nur die ausgewählt, denen man das zutraut.


Aber zurück zum neuen Jahr: Dass dieses Jahr frei von Turbulenzen wird, das ist womöglich ein zu frommer Wunsch. Erinnern wir uns noch mal ans Letzte. Aber: Dass Sie, wenn die Knöpfe rot leuchten, den kühlen Kopf bewahren und das Herz offen, das wünsche ich Ihnen. Und dafür erbitte ich heute mal auch etwas Segen.

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