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Hörmal | 16.01.2022 | 07:45 Uhr

Maulwürfe für Fidelgrillen

Als in Köln vor Weihnachten der Sitzungskarneval abgesagt wurde, da war ich gerade im Tonstudio, hier im WDR. Und der Techniker bekam die Nachricht auf sein Handy. Und der Blick in seinen Augen hat mich sehr mitgenommen. Denn da sah ich eine Mischung aus Angst und Trauer. Während ich lediglich zerknirscht war, dass ich wieder nicht zur Nostalgie-Sitzung in der Kölner Flora gehen konnte, bangte der Techniker um seine Existenz. „Mit dieser Nachricht ist ein Viertel meines Jahresverdienstes Futsch“, sagte er. Und starrte noch immer auf sein Handy, als könne er das nicht glauben.

Und ich weiß nicht wie, ich musste an Janosch denken. Näher: An die Fidelgrille und den Maulwurf. Vielleicht kennen sie diese Kinderfabel, die Janosch erzählt hat. Da geht es um eine Grille, die den ganzen Sommer nicht anderes tut als das, was sie gut kann: Fideln. Und das erfreut die Tiere auf dem Feld und sorgt für gute Stimmung. Aber: Sie vergisst darüber, Vorräte für den Winter zu besorgen, geschweige denn, nach einer Bleibe zu schauen. Also stapft sie, als es kalt geworden ist, durch den hohen Schnee, und fragt zitternd um Obdach: Aber weder die Feldmaus, noch der Hirschkäfer wollen sie in ihre Wohnung lassen. Schließlich trifft sie auf den Maulwurf. Der ist bekanntlich blind – aber der sieht nicht nur ihre Not, der sieht auch den Vorteil für sich in dieser einsamen Zeit. „Das wird die schönste Zeit unseres Lebens“, ruft er aus und lässt die Fidelgrille für ihn fideln, während er lecker Pilze brät. Soweit die Geschichte von Janosch.

Erst jetzt weiß ich: die Geschichte ist eigentlich schon viel älter. In der Antike hat der Fabeldichter Äsop schon von der Heuschrecke und den Ameisen erzählt. Nur, dass die fleißigen Ameisen die Heuschrecke im Winter einfach verrecken lassen. Was Janosch aber so herzwärmend der alten Fabel hinzufügt, ist der Maulwurf. Ausgerechnet dieser blinde, unscheinbare Maulwurf. Er bringt das Solidarische in diese Geschichte.

Klar: Die Fidelgrille steht für die Künstlerinnen und Künstler – zu denen auch die Tontechniker gehören, die Bühnenbauer – alle die, die für das sorgen, was „Spaß an der Freud macht“, gerade hier im Kölner Karneval.

Und Corona ist für einige von diesen Fidelgrillen nicht nur zum Karrierekiller geworden, sondern zur existenziellen Bedrohung. Gerade hier in Köln, wo gefühlt die halbe Kreativszene vom Karneval lebt. Letztes Jahr hatte ein befreundeter Trompeter zu dieser Zeit einen kleinen Hilferuf über Social Media gestartet. Der Tubist aus seinem Ensemble der „lachenden Kölnarena“, gelernter Schreiner, suche Aufträge, um über die Runden zu kommen.

Nun, bin ich eher von der Fraktion Maulwurf – als Kirchenbeamter habe ich keinen Tag während der Corona-Krise um meine Einkommen bangen müssen. Und so haben meine Frau und ich bei diesem Tubisten, der auch Schreiner ist, eine große Regalwand bestellt. Die ist solide und die wird uns immer an Corona erinnern – und hat dem Tubisten geholfen. Nun kann nicht jeder Tubist auch Schreinern, aber Künstler sind bekannt dafür, kreativ zu sein. Und jetzt ist es gerade an der Zeit, dass die „Maulwürfe“ aus ihren Löchern kommen und diesen kreativen Fidelgrillen Aufträge geben – nicht nur in Köln. Ich denke da vor allem auch an meine Kirche, die weiß Gott etwas maulwurfiges an sich hat. Und ich weiß, dass schon viele Kirchengemeinden in der Corona-Zeit extra Gelder bereitgestellt haben, um Musiker zur engagieren, z.B. für Gottesdienste. Aber ich denke ja, da geht noch mehr. Wenn wir auch in Sonnenzeiten uns an den Fidelgrillen erfreuen wollen, ist jetzt Maulwurfzeit. Und jede Gruppe, Institution – alle, die sicher über ausreichende Einkommen verfügen, sollten sich jetzt mal Gedanken machen, wie sie den Künstlerinnen und Künstlern helfen. Und sie sollen das machen in derselben Schläue wie der Maulwurf. Denn davon haben sie ja selber sogar was. Ich denke: wo die Maulwürfe den Fidelgrillen Raum für ihre Kreativität geben, haben beide „die beste Zeit ihres Lebens“, wie es bei Janosch heißt. Corona hin, Corona her.
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