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Kirche in WDR 2 | 09.02.2022 | 05:55 Uhr

Winnetou

Übrigens: Ich war Winnetou. Der edle Häuptling der Apachen. Manchmal. Das muss so mit zehn Jahren gewesen sein. Ein großes, brachliegendes Grundstück ist damals der Treffpunkt für alle Kinder aus der Nachbarschaft. Und wer am schnellsten „Hier“ schreit, ist Winnetou. Heute runzelt mancher die Stirn: Indianerspielen ist politisch nicht mehr korrekt. Mit zehn habe ich mich nicht um so etwas gekümmert. Ich bin Winnetou gewesen, so oft wie möglich. Und dann sind wir durch die Gegend geschlichen und haben Schurken besiegt und Unschuldige gerettet. Und immer hat das Gute gewonnen.

Irgendwie hat das damals auch abgefärbt. Wer spielt, dass das Gute immer gewinnt, bemüht sich auch sonst: Der ärgert keine Schwächeren. Ist fair und freundlich. Und wenn es doch mal Klopperei gibt, reicht man sich anschließend die Hände und gut ist. Der Traum, ein edler Held zu sein, verändert dich, wenn du zehn bist. Und weil er dich verändert, verändert er auch deine kleine Welt. Ein bisschen. Aber immerhin. Heute bin ich lange schon nicht mehr zehn. Und stelle fest: Ich gebe mich mit weniger zufrieden. Ich träume nicht mehr, dass das Gute siegt. Ich bin zufrieden, wenn das Böse mich in Ruhe lässt. Ich träume nicht mehr, ein Held zu sein. „Im Großen und Ganzen ok sein“, reicht mir schon. Ich nenne das: realistisch. Vielleicht ist es aber auch einfach nur ein bisschen trostlos.

Immer wieder einmal lese ich in der Bibel Worte von Jesus, bei denen ich denke: „Der hat das Träumen aber nicht verlernt.“ „Selig sind die Friedensstifter.“ Sagt er. Oder: „Selig sind die Sanftmütigen.“ „Als ob!“, denke ich. „Friedlich sein soll glücklich machen. Und die Sanftmütigen sollen die Welt beherrschen. Schöne Idee. Aber so ist die Welt doch nicht.“ Und dann hake ich es ab: „Wäre schön, aber geht nicht.“


Wenn ich jetzt noch zehn wäre, sähe das wohl anders aus. „Frieden? Barmherzigkeit? Tolle Idee.“ Hätte ich gesagt. Und wäre selbstverständlich davon ausgegangen, dass eine Idee, die so gut ist, auch unbedingt gelebt werden muss. Ich hätte sie nicht für unrealistisch erklärt, sondern mich von ihr anstecken lassen. Und sie hätte mich verändert. Und weil sie mich verändert hätte, hätte sie meine kleine Welt verändert. Ein bisschen. Aber immerhin. Mit zehn passt du eben deine Welt an deine Träume an. Und nicht deine Träume an die Welt. Aber ich bin nicht mehr zehn. Ich möchte gar nicht wissen, wie viel Gutes mir heute entgeht, wie viel Veränderung ich nicht erlebe, weil ich meinen Träumen nicht mehr traue. Manchmal ist es vielleicht einfach besser, weniger Realist zu sein. Und mehr Winnetou.


Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

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