Einbürgerung – wenn die Behörde sich stur stellt

Autorin: Das Weltcafé in der evangelischen City Kirche in Wuppertal ist ein beliebter Treffpunkt. Und das hat vor allem einen Grund: Biniam Gebremedhain, der Geschäftsführer, ist unglaublich gastfreundlich. Bei ihm fühlen sich wirklich alle willkommen. Ihm geht es hingegen ganz anders. Obwohl der Äthiopier seit 18 Jahren in Deutschland lebt, weigert sich die Behörde, ihn einzubürgern.

O-Ton: Dass ich nicht eingebürgert bin, es macht mich sehr traurig und auch man kriegt manchmal Wut, weil ich darf ja gute Steuer zahlen, ich darf ja arbeiten gehen, aber ich darf nicht eingebürgert werden.

Autorin: Biniam ist mit 16 Jahren nach Wuppertal gekommen. Eigentlich wollte er in die USA. Doch sein Schlepper hat Ihn einfach in der Wuppertaler Innenstadt ausgesetzt und ist dann abgehauen. Nachdem Biniam ein paar Stunden vergeblich auf ihn gewartet hat, ist er zur Polizei. Die haben ihn dann in ein Heim gebracht.

O-Ton: Ich habe erstmal Sprachkurs besucht, hab meine Abitur gemacht, meine schulische Ausbildung gemacht, hab dann in der Kulturszene Fuß gefasst und Menschen ehrenamtlich als Dolmetscher geholfen Für mich wäre z.B. diese Einbürgerung eine Anerkennung für unsere Bemühungen, zu unserer Integration. Für mich ist das nicht anders als Abschiebung.

Autorin: Verstehen kann man das, wenn man Biniams Geschichte kennt.
Zunächst hieß es, er brauche eine Geburtsurkunde. Die hatte er nicht, weil in Äthiopien bekommt man nur dann eine Geburtsurkunde, wenn man sie braucht. Also ist Biniam nach Äthiopien geflogen und hat sich eine Geburtsurkunde ausstellen lassen. Zurück in Wuppertal, hat er sie im Amt vorgelegt:

O-Ton: Und der Sachbearbeiter sagte: Der glaubt diese Geburtsurkunde nicht. Und daher der möchte gerne diese Geburtsurkunde überprüfen lassen und dafür muss ich 150 Euro zahlen. Und es wurde festgestellt, dass diese Geburtsurkunde seine Echtigkeit hat. Da habe ich mich auch gefreut.

Autorin: Aber mit seiner Einbürgerung hat es trotzdem nicht geklappt.

O-Ton: Und danach wollen sie noch mal Unterlagen haben, ob ich wirklich Biniam G. bin.

Und habe auch seit 2021 April auch einen Personalausweis aus Äthiopien.

Autorin: Im September 2021 hat Biniam erneut seine Einbürgerung bei der Ausländerbehörde in Wuppertal beantragt. Aber bis heute hat die Behörde nicht reagiert. Was gibt ihm eigentlich die Kraft durchzuhalten?

O-Ton:
Ich gehe zu die äthiopisch-orthodoxen Kirchen fast jeden Sonntag, damit einfach heim fühle. Wenn ich mich zum Beispiel sehr, sehr depressiv fühle und in die Kirche gehe, ich fühle mich sehr befreit und die Glaube fängt mich auf.

Autorin: Immer noch nicht eingebürgert – nach 18 Jahren – Dabei erfüllt Biniam alle Voraussetzungen. Er spricht Deutsch, arbeitet, zahlt Steuern, ist integriert und engagiert. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht.

Ich denke: Mein Gott, in was für einer Blase lebe ich eigentlich. Das passiert in unserer Kirche direkt vor meiner Haustür. Und: Mir kommen echt Zweifel an unserer Rechtsstaatlichkeit.