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Kirche in WDR 2 | 11.03.2022 | 05:55 Uhr

Mörder

Nun ist die Maske also gefallen.

Jahrelang haben die europäischen Staaten versucht, den Kalten Krieg zu überwinden und Krieg, als Mittel der Politik überflüssig zu machen. Und natürlich sind in diesem Prozess Fehler gemacht worden, weil Menschen nun mal eben fehlbar sind. Und natürlich ist da noch Luft nach oben gewesen. Aber die Richtung stimmte – im Großen und Ganzen.

Seit dem 24. Februar ist nicht nur Europa, sondern die ganze Welt eine andere.

Russlands Diktator Wladimir Putin hat das Nachbarland Ukraine mit einem Angriffskrieg überzogen, um es dem (von ihm gewünschten) russischen Imperium einzuverleiben.

Und er droht dem Rest der Welt mit Atomwaffen, falls sie sich ihm entgegenstellen.

Er demaskiert sich damit als Mörder. Denn ein Mörder ist nicht nur der, der andere eigenhändig umbringt, sondern auch der, der den Mord beauftragt.


Respekt ist denen zu zollen, die jahrelang versucht haben, Putins Russland und die westlichen Demokratien näher zueinander zu bringen. Aber seit dem brutalen Überfall des russischen Diktators am 24. Februar müssen wir traurig anerkennen, dass uns ein Mörder jahrelang belogen hat. Und dass auch wir uns jetzt in einer Art Kriegszustand befinden – ausgerechnet mit Russland.


Der evangelische Theologe und Pfarrer Dietrich Bonhoeffer hat den Diktator Hitler einmal mit einem wahnsinnigen Autofahrer verglichen, der mitten durch Berlin rast. Und dass die Aufgabe der Christen nicht nur sein kann, die Angehörigen und die Opfer am Straßenrand zu trösten, sondern dass sie dem Autofahrer ins Lenkrad greifen müssten/müssen.

„Krieg darf nach Gottes Willen nicht sein“ hat der Weltkirchenrat 1948 angesichts der Gräuel des zweiten Weltkrieges formuliert. Und das ist sicher richtig.

Das Problem ist nur, dass das Mördern wie Putin, Lukascheko, Kim Jong-Un und Xi Jinping am Arsch vorbeigeht.

Unsere Aufgabe als Christen und als Kirche wird deshalb sein:

Menschen zu trösten und zu ermutigen, die Angst vor dem Kommenden haben. Denn: Die Welt liegt ja letztlich in Gottes Hand und nicht in Putins.

Unsere Aufgabe wird sein: Zu beten, dass die Spirale der Eskalation beendet und wieder mit Worten gestritten wird.

Denen zu danken, die immer wieder an den Verhandlungstisch rufen und Brücken bauen.

Und all jenen den Rücken zu stärken, die den Mut haben, sich den Mördern dieser Welt in den Weg zu stellen und ihnen das Lenkrad gewaltsam zu entreißen. Es gibt Situationen, da können wir nicht schuldlos bleiben. Bonhoeffer wusste das.



Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

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