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Kirche in WDR 2 | 17.03.2022 | 05:55 Uhr
Bogenschießen
Bogenschießen ist SÜNDE!!! Naja, dass stimmt nicht richtig. Aber zumindest hat Bogenschießen etwas mit der Grundidee von Sünde etwas zu tun und erklärt ganz gut, was das Ganze mit der Sünde eigentlich soll und warum das Christentum es sich mit der Sünde oft zu einfach gemacht hat.
Keine Sorge ich will jetzt nicht das Bogenschießen bei
den olympischen Spielen abschaffen, weil Pfeil und Bogen mal Kriegsgeräte
waren! Das Neue Testament, also dem Teil der Bibel, wo es um Jesus geht, ist im
Wesentlichen auf Griechisch geschrieben worden und im Neuen Testament wurde für
den Begriff der Sünde das griechische Wort „Harmatia“ verwendet. Harmatia war als
Stilmittel sehr wichtig für die griechische Theaterwelt der Antike. Den in den
klassischen Tragödien bezeichnet die Harmatia eine Aktion des tragischen
Helden, die dafür sorgt, dass ein riesiges Unglück passiert und alle
Beteiligten todunglücklich werden. So zum beispiel bei König Ödipus, der als
Kind seine eigenen Eltern nicht kannte und später bemerken musste, dass er
seinen Vater erschlagen und seine Mutter geheiratet hatte und sich dann aus
Scham die Augen ausgestochen hat. Nix für schwache Nerven das griechische
Theater! Was hat das jetzt mit Bogenschießen zu tun?
Harmatia bedeutet wörtlich „nicht treffen“
bzw. „Verfehlen“ und wurde beim Bogenschießen verwendet, wenn jemand das Ziel
nicht getroffen hatte. Und so wurde der Begriff Harmatia in der griechischen
Tragödie und dann später
in der Bibel
das Wort für Sünde. Sünde sind also ursprünglich nur Taten, die dazu führen,
dass der Mensch sein Lebensziel verfehlt. Das Ziel des christlichen Glaubens war
es immer, dass die Menschen ein gelingendes und gutes Leben führen. Das Problem
aber ist, dass Gott offensichtlich für jeden Menschen einen anderen Plan hat,
was für ihn oder sie ein gelingendes Leben sein soll. Da dürfte es schwer
fallen allgemeine Regeln festzulegen, die immer gültig sind. Für mich ist die
einzige Regel, die immer hilft „Harmatia“ zu vermeiden, dass Gebot der
Nächstenliebe, also „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“, da verliert man
das eigene und das Lebensziel der Anderen nicht aus dem Blick!