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Kirche in WDR 2 | 18.08.2022 | 05:55 Uhr

Farewell, liebe Frauen!

„Du gehst zu den Pinguinen? Zum Nonnenbunker?“ Als ich Anfang der 1990er eingeschult wurde auf der Liebfrauenschule in Mülhausen, da musste ich mir mitunter allerhand anhören von den Kempenern, die auf dem weltlichen Gymnasium waren.

Aber: Noch heute bin ich ein stolzer Zögling der „ULF’s“, der Schwestern unserer Lieben Frau. Nächste Woche geht in Mülhausen eine Ära zu Ende. Die letzten Schwestern werden verabschiedet, das Kloster steht jetzt leer. Einige sind nach Coesfeld gezogen, andere bleiben im Mülhausen im Altenstift Haus Salus.

1888 gegründet, 2022 dann der Auszug. 134 Jahre Klosterleben im Dienst der Schülerinnen – und später auch der Schüler sind vorbei. Von Mülhausen aus wurden Liebfrauenschulen in ganz Deutschland gegründet. Die Pädagogik der Schwestern für junge Frauen war damals Avantgarde, kann man nicht anders sagen. Die erste Professorin an einer deutschen Uni, z.B., Mathilde Vaerting, war bis 1903 Schülerin in Mülhausen. Ich habe Mülhausen 1998 verlassen und schon damals zeichnete sich ab, dass die Nonnen über kurz oder lang die Schule nicht werden halten können.

Nonnen. Das ist ein abstrakter Begriff. „Meine Nonnen“ waren: Sr. Ambrosa, die kreative Kunstlehrerin, mit eigenem Atelier. Sr. Bernarde, die als Schulleiterin in Mülhausen aufhörte, um in Uganda eine Schule aufzubauen. Sr. Petra, die Mathelehrerin mit phänomenalem Namensgedächtnis (bis heute!). Sr. Mathilde, die Konrektorin mit ebenso großer Liebe zum Heiligen Land wie ich. Von der legendären Sr. Corda hörte ich lange Zeit nur Famoses, bis ich sie, 94-jährig bei Maria 2.0 engagiert in Köln kürzlich kennen lernen konnte. Ach ja, und natürlich war da noch Sr. Leonia, der „Bücherdrache“, vor der ich als Kind Angst hatte wie vorm Jüngsten Gericht.

Bei einem Abitreffen hatte ich Sr. Leonia noch einmal wiedergetroffen, sie war bereits stark gealtert, ging auf Krücken. Ihr Gesicht hellte sich auf, als ich sie ansprach – dabei dachte ich doch immer, sie sei mir anhaltend böse, weil ich einst das Erdkundebuch verschlampt hatte. Sicher: Die Schwestern von Mülhausen waren keine Kuschelpädagoginnen, sie waren Frauen mit Format und Ambition für ihre Schüler*innen.

In meinem Leben habe ich von vielen Menschen gehört, dass ihnen ihr Glaube an einer Klosterschule „ausgetrieben“ worden sei. Das mag sein. Denn auch Nonnen (oder Mönche) sind Menschen, mit Überforderungen, Sinnkrisen, Unzulänglichkeiten. Und ein Orden mit über hundert Frauen (so viele waren das zu Blütezeiten in Mülhausen) hat bestimmt auch die größten Idealistinnen in Manchem hart gemacht. Aber was wäre aus mir geworden, wenn ich nicht die Pädagogik der Güte der Schwestern erfahren hätte, die sich, trotz mancher formaler Strenge, auch auf das restliche Lehrerkollegium irgendwie übertragen hatte.

Ein Beispiel? Im vergangenen Herbst wurde bei mir ADHS im Erwachsenenalter diagnostiziert. Kenner wissen, dass Konzentrationsschwächen und damit Flüchtigkeitsfehler zum Erscheinungsbild des Syndroms gehören. Dass ich trotz meiner Defizite - gerade im Schriftbild - in einem Beruf gelandet bin, der mit der Beherrschung der Sprache zu tun hat, das verdanke ich einer wachen Deutschlehrerin, die bei mir nicht so sehr auf die Kommasetzung, sondern auf die gesetzten Pointen und Gedankengänge geschaut hat.
Alles andere wäre für mich ein Desaster gewesen. Auch sie war Liebfrauenschülerin, bei den „Nönnekes“. In Mülhausen herrscht halt ein besonderer „Spirit“.

„Wie gut ist der gute Gott“ – ist das Motto dieses Frauenordens, der hierzulande wohl bald nur noch in Geschichtsbüchern zu finden sein wird. Aber der Geist des Ordens lebt zumindest noch so lange, wie sich Schüler*innen ihrer Lehrer*innen erinnern und dessen, was sie einst fürs Leben mitbekommen haben. Und daher noch einmal: Vergelt’s Gott, ihr lieben-strengen Schwestern unserer Lieben Frau von Mülhausen: Für dieses Leben im Dienste Eurer Schüler*innen, denen ihr Euch anvertraut habt.

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