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Kirche in WDR 2 | 22.09.2022 | 05:55 Uhr

Rennen

Ich sitze auf der Bank und warte auf den Zug. Ein Mann sprintet in Richtung Treppe. Eine Frau kurz danach in die entgegengesetzte Richtung. Beide geben ihr Bestes. Ich habe Zwangspause, sehe ihnen nach und frage mich, ob sich die Mühe wohl lohnt, die Anstrengung, das Gedränge. Aber oft genug renne ich auch. Die letzten hundert Meter zur S-Bahn, um nicht zu spät zum Termin zu kommen. Manchmal erreich` ich mein Ziel und wenn nicht...muss ich mich neu orientieren.

Und oft, wirklich oft denk ich dann an einen meiner Lieblingsfilme. „Lola rennt.“ Franka Potente ist Lola. Sie rennt im Film durch Berlin, um ihrem Freund zu helfen, der sehr schnell, sehr viel Geld braucht. Das Besondere: „Lola rennt“ erzählt die Geschichte in drei Versionen. Sie beginnt immer mit der gleichen Szene. Dann ändert sich nur ein Detail. Lola schreckt vor einem Hund zurück oder stößt mit jemandem zusammen. Durch diese Kleinigkeit ändert sich – ja – tatsächlich alles.

Als ich den Film das erste Mal gesehen habe, hat mich das Thema tagelang nicht losgelassen. Ehrlich gesagt beschäftigt es mich bis heute. Jede kleine Entscheidung, jedes Erlebnis, jede Begegnung mit Anderen beeinflusst alles, was danach kommt. Ich denke an den Sturm: Bei starkem Wind habe ich eine Platte von der Straße aufgehoben. 20 cm hat mir ein Autofahrer gezeigt, ist die nächste Platte neben mir runtergekommen. Eine Sekunde eher da, ein Schritt zur Seite. Hätte ich das überlebt? Auf dem Weg nach Florenz geht das Auto kaputt und wir verbringen zwei total entspannte Wochen auf einem kleinen Campingplatz irgendwo in der Toscana. Oder die Geschichte von Kai. Er hat Hodenkrebs. Nach der OP geht er zur Physio. Dort trifft er die Frau, mit der er zwei Jahre später eine Familie gründet. Das ist doch der totale Wahnsinn! Ein winziger Moment entscheidet, wie unser Leben weitergeht. Im Guten oder im Schlechten.

Ich renne immer noch und ärgere mich, wenn ich mein Ziel nicht erreiche. Aber mittlerweile denk ich: Ich hab‘ viel weniger in der Hand, als ich meine. Ich kann strampeln und rennen, soviel ich will. Es gibt zu viele Unbekannte. Und manchmal erweist sich auch mein schönes Ziel als gar nicht so attraktiv. Aber wenn mein Ärger verraucht ist, wenn ich wieder Luft kriege, wenn die Wunden heilen, guck ich mich um. Ich denk an Lola und an den, der mir mein Leben gegeben hat, mit all seinen Möglichkeiten und früher oder später tun die sich auch wieder auf. Das tröstet mich in Zeiten, wo es nicht rund läuft. Ich weiß: Eine Verspätung, eine Begegnung, ein Anruf – und plötzlich ist alles anders. Und dafür muss ich noch nicht mal rennen!



Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

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