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Hörmal | 18.09.2022 | 07:45 Uhr

Die Königin des Medienzeitalters

Als am 2. Februar 1901 Queen Victoria zu Grabe getragen wurde, da war das die größte Ansammlung des Europäischen Adels in der Geschichte[1]. Kein Wunder: Fast alle Mächtigen waren mit der Queen verwandt. Und obwohl sie alle Cousins waren in Europas Hochadel: 13 Jahre nach der Beerdigung hatten sie sich dann alle bekriegt. Der Erste Weltkrieg war endgültig der Sargnagel für das sogenannte „Victorianische Zeitalter“. Darin wurde der Zusammenhalt der Eliten durch Blutsverwandtschaft mehr oder minder gewahrt.

Morgen wird Queen Elisabeth II. zu Grabe getragen. Auch damit geht ein Zeitalter zu Ende. Die Queen ist ein Kind des Zweiten Weltkrieges und sie bestimmte 70 Jahre das Medienzeitalter mit. Anfangs noch mit ihren Radioansprachen, sehr bald war sie die Königin des Fernsehens. Ihre Krönung: das bis dato größte LIVE-TV-Event der Welt - der Absatz von Fernsehgeräten explodierte. Später dann z.B. die Hochzeit von Charles und Diana: ein Straßenfeger. Oder der Tod von Lady Di, der die Welt zunächst in Atem hielt und dann in Trauer einte. Nun lebt das Live-Fernsehen noch einmal auf mit Sondersendungen aus London.

Wo die Queen war, waren die Medien. Und die Welt guckte zu. Morgen werden sich Millionen Menschen vor den Geräten versammeln, um dem Gottesdienst beizuwohnen. Vielleicht wird die Queen zum letzten Mal einen Zuschauer-Rekord brechen – meine Prognose: die Chancen stehen nicht schlecht.

Und meine Prognose ist auch: Das wird eines der letzten medialen Großereignisse des Medienzeitalters sein. Übrigens: Bei der Queen waren dies fast immer Gottesdienste. Und es waren im besten Sinne Lagerfeuermomente. Zu wissen: Ich nehme gerade Anteil mit ganz vielen auf der Welt.

Das ist mir als Katholik nur zu geläufig. Der Gedanke kommt mir oft, wenn ich sonntags in der Messe bin und denke: Genau dieselben Texte aus der Bibel – die hören jetzt KatholikInnen auf den Philippinen, in Rom und in Grönland. Beten mit Millionen.

Aber das ändert sich: Nicht nur die Gottesdienstbesucherzahlen bröckeln. Das Medienzeitalter wandelt sich. Fernsehen und Radio verlieren an Relevanz. Das Digitale Zeitalter ist da. Und im Internet spricht man nicht mehr von Lagerfeuern, sondern von „Bubbles“. Wir leben doch immer mehr in diesen Echokammern unserer selbst geschaffenen Social-Media-Inseln.

Und so wie in der Regentschaft von Queen Elisabeth II. das Commonwealth bröckelte, bröckelt zurzeit der Common Sense. Also der gemeinsame Nenner. Was hält uns noch zusammen, wenn wir uns schon bei der wissenschaftlichen Bewertung eines Virus nicht einig sind, oder bei der Frage, ob in der Ukraine gerade ein Angriffs- oder ein Verteidigungskrieg tobt?

Im etwas kleineren Maßstab nehme ich das gerade in meiner Kirche wahr. Da bröckelt es, wenn sich Bischöfe und Laien sich nicht einig sind zum Beispiel in der Frage der Sexuallehre. Wichtig die Frage: Was hält uns noch zusammen: als Katholiken in Deutschland, als Menschen in Europa? Als Weltgemeinschaft?

Morgen wird mit Queen Elisabeth II vielleicht die Identifikationsfigur des Medienzeitalters zu Grabe getragen. Eines Zeitalters, da man noch wusste, dass „alle Menschen Brüder“ sind…und Schwestern natürlich auch.

Vielleicht male ich das alles auch etwas zu schwarz. Aber ich erinnere mich eben dunkel an die Beerdigung von Queen Victoria und als danach nichts mehr da war, was die rivalisierenden Cousins zusammenhielt, bzw. abhielt vom Weltkrieg. Unsere Frage muss klarer sein denn je: Was hält uns noch zusammen? Und, angesichts des ausgehenden Medienzeitalters: Wie halten wir uns zusammen, wenn es nicht mehr die klassischen Medien sind?

Jetzt aber erstmal: Fernsehen gucken…also morgen…Der Gottesdienst als letztes Geleit für diese, vielleichte letzte Königin des Medienzeitalters.
Farewell, Queen Elizabeth!


[1] https://en.wikipedia.org/wiki/State_funeral_of_Queen_Victoria

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