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Kirche in WDR 2 | 17.10.2022 | 05:55 Uhr

Meine Wahrheit, deine Wahrheit

Donnerstagnachmittag. Rhein-Ruhr-Zentrum Mülheim. Ein junger Mann sitzt auf einer Bank vor einem schicken Modegeschäft. Er hält ein Baby im Arm. Winzig. Erst ein paar Monate alt. Er lächelt es glücklich an. Dann holt er, etwas umständlich, ein Fläschchen aus einer Tasche. Prüft gewissenhaft die Temperatur und beginnt, das Kind zu füttern. Ganz konzentriert. Losgelöst von all dem Trubel ringsherum. Ein schönes Bild.

Plötzlich bauen sich zwei Frauen vor ihm auf. Und schimpfen: Was ihm denn einfällt? Ob er nicht weiß, dass man ein Kind auf jeden Fall stillen muss? Schlimm! Verantwortungslos! Bevor der junge Mann reagieren kann, ist das Gewitter auch schon wieder vorbei. Die beiden Frauen verschwunden. Der junge Mann wird rot. „Was war das denn?“ Nun, das war jemand, der ganz genau weiß, was man darf und was nicht. Und der einem das auch unbedingt sagen muss.

Kann es sein, dass einem solche Menschen in letzter Zeit häufiger begegnen? Missionare ihrer eigenen Wahrheit? Die einem wütend mitteilen müssen, dass man „in der heutigen Zeit“ doch wohl nicht mehr mit gutem Gewissen in den Urlaub fliegen kann. Oder Auto fahren, Fleisch essen oder Kinder bekommen. Je nach dem, was für sie so gerade Wahrheit ist.

Ich weiß nicht: Woran liegt das? An der Pandemie vielleicht? Dass man die Nähe anderer Menschen mit anderen Lebens-Ideen nicht mehr gewohnt ist? An den Meinungsblasen in den Medien? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur: Mir ist es zu viel. Vor allem, weil ich merke: Irgendwie färbt das ab. Immer wieder erwische ich mich, wie ich auch denke:
Wieso verstehe ich eigentlich als Einziger, worum es geht?

Das ist ein Problem. Denn: Wer meint, er hat die Wahrheit in der Tasche, landet sehr schnell dabei, dass er auf die herabsieht, die einfach anders leben wollen. Da ist der Weg zu Missachtung und Hass nicht mehr weit. Das ist eine Art eingebauter Fehler jeder absoluten Wahrheit.

Jesus konnte übrigens mit dieser Art von absoluter Wahrheit auch wenig anfangen. Als er einmal gefragt wird, wie er seine Botschaft auf den Punkt bringen würde, fallen ihm zwei kleine Sätze ein:


„Liebe Gott. Und liebe deinen Mitmenschen.“ (Mk 12, 31+32) Keine ewigen Wahrheiten. Keine große philosophische Lehre. Ihm geht es um Liebe. Nicht ums Rechthaben.

Vielleicht gar keine schlechte Idee: Die absoluten Wahrheiten mal für einen Moment in die Ecke zu stellen, und sich lieber mehr füreinander zu interessieren. Dann würde bestimmt weniger geschimpft. Und mehr zugehört. Weniger gewusst. Und mehr verstanden. Und das wäre doch nicht schlecht, oder?



Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

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