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Hörmal | 29.01.2023 | 07:45 Uhr

Erinnere Dich

Einhundertfünfzig Schülerinnen und Schüler stehen auf dem Platz der Bonner Kreuzkirche. Es ist ein trüber, kalter Nachmittag mitten in der Stadt. Busse fahren um den Kaiserplatz, Studierende laufen zur Uni und Passanten schleppen ihren Einkauf nach Hause. Auf dem Platz stehen Eimer, es liegen Schwämme, Handbesen, Politur und Lappen bereit. Die Schülerinnen und Schüler wollen Stolpersteine putzen. Steine mit einer Messingoberfläche, die an einen Menschen erinnern, der im Nationalsozialismus verfolgt, gefoltert und getötet wurde. Im Bonner Stadtzentrum gibt es jede Menge Stolpersteine. Die Jugendlichen ziehen in kleinen Gruppen los. Auf ihrer Route bleiben sie oft stehen. Suchen den Stein im Bürgersteig. Fegen Laub und Dreck weg. Putzen und Polieren, bis der Stein wieder glänzt. Und sie lesen die Geschichte des Menschen, der hier gelebt hat. Der Weg von vorbeilaufenden Passanten wird unterbrochen. Die einen grummeln vor sich hin, andere bemerken erst jetzt, dass hier ein Stolperstein liegt.


Das Erinnern unterbricht. Erinnern ist keine Selbstverständlichkeit. Das Erinnern an all das unbeschreibliche Leid und die Millionen Ermordeten, für die der Name Ausschwitz stellvertretend für all die anderen Konzentrationslager steht. Das Erinnern an diese dunkelste Zeit unserer Geschichte ist flüchtig. Vielleicht fragen Sie sich: Reicht es denn nicht, mit den täglich neu hereinbrechenden Berichten von unvorstellbaren Leid, von Unmenschlichkeit und dem sinnlosen Tod von Kindern, Frauen und Männern umgehen zu müssen? Bucha, Mariopol, Theran und all die anderen Orte, die hier zu nennen wären?

Vielleicht ist genau das Gegenteil der Fall. Wer sich erinnert, bekommt einen klaren Blick für die Gegenwart.

"Hüte dich nur und bewahre deine Seele gut, dass du nichts vergisst, was deine Augen gesehen haben, und dass es nicht aus deinem Herzen kommt dein ganzes Leben lang.“ (Dtn. 4,9) In den Büchern Mose ist dieser Appell oft zu hören: Erinnere dich, um nicht zu vergessen.

Gott will, dass sich die Menschen erinnern, damit sie nicht das gleiche Unheil anrichten, wie ihre Vorfahren.Wenn wir die Spuren der verfolgten Menschen in unseren Städten suchen, dann geht es eben nicht darum, sich schlecht zu fühlen, sondern aufmerksam zu sein für die Zeichen unserer Zeit.

Am Ende des Rundgangs frage ich eine Schülerin: „War es interessant?“ „Interessant“, sagt sie, „ist das falsche Wort. Ich kann einfach nicht verstehen, wie das passieren konnte. Warum so wenige etwas dagegen gemacht haben. Da kann man doch nicht einfach zugucken.“ Stimmt. Ich habe die Hoffnung, dass diese Gedenkaktion einen Teil dazu beiträgt, dass nicht nur diese junge Frau sich dafür einsetzen wird, dass die Zukunft anders wird.


Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

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