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Kirche in WDR 2 | 19.08.2024 | 05:55 Uhr
Geburtstagsmorgen
Heute ist mein Geburtstag. Ich werde 55 Jahre alt. Und während Sie diese Radioandacht hören, mache ich wahrscheinlich genau das, was ich immer mache, wenn ich Geburtstag habe. Ich liege in meinem Bett, der Wecker hat geklingelt, aber ich muss nicht sofort aufstehen. Ich habe noch ein paar Minuten Zeit. Und die nutze ich, um mich zu erinnern an das, was im vergangenen Jahr alles so gewesen ist. Vor allem an Schönem und Gelungenem. Sachen, die geklappt, Erlebnisse, die mich gefreut haben. Momente, in denen das Leben und ich gut zusammengepasst haben.
Klar, erinnere ich mich auch an das, was nicht so toll gelaufen ist. Aber trotzdem versuche ich an meinem Geburtstag den Blick vor allem auf das Positive zu richten. Weil ich dankbar bin. Für mein Leben, für meine Gesundheit. Dafür, dass ich meine Arbeit bewältigt kriege, ein Dach über dem Kopf habe und insgesamt ordentlich über die Runden komme. Außerdem für meine Frau und meine Kinder und für alle Menschen, die mir wichtig sind. Die mein Leben bereichern und mich halten, mich manchmal auch aushalten. Dafür dankbar zu sein, das ist etwas, was ich auch sonst versuche. Was mir aber an meinem Geburtstag besonders wichtig ist. Denn dieser Morgen ist ein guter Anlass, um meinen Dank direkt an Gott zu richten. Weil er mir das Leben und insbesondere diese letzten 365 Tage geschenkt hat.
Gleichzeitig habe ich die Hoffnung, dass Gott mich auch die nächsten 365 Tage begleitet und bewahrt. Das heißt nicht, dass alles gelingen wird. Wohl aber, dass ich mit allem zurechtkomme. Diese Hoffnung nährt sich aus dem dankbaren Rückblick. Denn selbst wenn ich im ersten Moment das Gefühl habe: Das vergangene Jahr ist eher mäßig gewesen, lässt sich bei genauerem Hinsehen doch einiges finden, worüber ich froh bin, was mich glücklich gemacht hat oder zufrieden. Was auf der anderen Seite auch schlimmer hätte kommen können, wo ich einigermaßen unversehrt herausgekommen bin.
Wenn dann noch etwas ist, was mir Bauchschmerzen macht, dann kommt das ebenfalls in mein Geburtstagsgebet. Aber im Gegensatz zum Alltag, wo oft die Probleme und Krisen das Schwergewicht bilden, darf heute mal das Positive überwiegen. Zumindest bekommt das Positive in meinem Geburtstagsgebet den Raum, den es verdient. Der mir gut tut. Und der mich - bei allen Unwägbarkeiten - zuversichtlich sein lässt im Hinblick auf mein neues Lebensjahr.
Redaktion: Rundfunkpastorin Sabine Steinwender-Schnitzius