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Danke Frankreich!
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katholisch

Hörmal | 14.07.2024 | 07:45 Uhr

Danke Frankreich!

„Europa ist ein geiles Land“. Hach: Die BILD-Zeitung landet mit ihren Slogans ja schon immer wieder mal nen Treffer. Und ich fand diese Kampagne zur EM ziemlich gut. Heute endet das Sommermärchen. Und weil ich von Fußball echt wenig verstehe, will ich darüber hier auch nicht fachsimpeln. Gerade beim Fußball-Sender schlechthin wäre das hochnotpeinlich.

Aber: das mit dem „Europa ist ein geiles Land“, das hat mich für die EM gewonnen. Und natürlich gab es Reibereien zwischen den Fans der EM-Nationen, leider auch nicht nur gewaltfrei. Aber hier in Köln hatte ich schon den Eindruck: Wir sind durch diese Spiele in Europa etwas zusammengerückt. Und das hat gut getan nach der Europawahl und in Zeiten, wo der Wind eher von rechts weht.

Europa ist ein geiles Land! Muss ich einfach noch mal wiederholen. Und ich will jetzt nicht den EM-Siegern gratulieren – die stehen ja noch nicht fest. Aber den Franzosen, denen gratuliere ich schon jetzt. Denn: Heute ist deren Nationalfeiertag. Vor 235 Jahren nämlich begann die französische Revolution. „Liberté, Egalité, Fraternité“: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Diese Werte haben die Franzosen auch Europa eingeschrieben in den Jahren nach der Revolution.

Klar: Das haben die Franzosen nicht nur friedlich gemacht. Als Kölner Katholik denke ich an die 20 Jahre zwischen 1794 und 1814, als Köln „Cologne“ hieß und französisch war. Der Dom zu der Zeit: ein Pferdestall. Denn auch das hat zur Revolution aus Frankreich gehört: dass die Kirche in eine Krise gestürzt wurde. Gegen die ist die aktuelle Kirchenkrise fast ein Kindergeburtstag. Die Kirchen wurden enteignet, geplündert, Gottesdienste wurden z.T. ebenso verboten wie das Glockengeläut. „Weg mit allem Religiösen“ – das war ein Credo der Revolution.

Das habe ich alles im Blick, wenn ich sage: Ich bin froh, in einem Europa zu leben, das von der französischen Revolution geprägt wurde, vom „Quatorze Juillet“ vom 14. Juli 1789.

Von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Danke dafür, Frankreich! Europa ist nicht zuletzt deshalb ein „geiles Land“

Und vielleicht das noch: Weil ich eben schon von der Revolution sprach, von den Kirchen und von der Freiheit: Was damals mit den Kirchen passiert ist, diese strikte Trennung von Staat und Kirche, das nennt man: Säkularisation.

Als ich ein Jahr in den USA studiert habe, vor ziemlich genau 20 Jahren, da habe ich gelernt: Die Amerikaner verstehen unter Säkularisation etwas ganz anderes als die Europäer. Während für die Europäer die Trennung von Staat und Kirche die Freiheit von der Religion bedeutet, bedeutet sie in den USA: Freiheit für die Religion. Das hat viel damit zu tun, dass in Europa bestimmte Religionen verfolgt wurden und viele Menschen nach Amerika auswanderten, um ihre Religion dort frei auszuüben.

Ob nun Freiheit von oder Freiheit für die Religion: Wenn ich als durchaus kritischer, aber großer Freund von Religion einen Wunsch hätte für dieses, mein „geiles Land“ Europa, dann wäre es dieser: Schauen wir entspannter auf Menschen, die eine Religion haben. Da gibt es sicherlich viel zu entdecken, was uns verbindet.



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