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Kirche in WDR 2 | 04.07.2024 | 05:55 Uhr
Alte Helden
Für ein Clapton-Konzert musste ich als Sechzehnjähriger jemanden mit Führerschein und Auto auftreiben, mit dem ich über die A44 von Warburg bis in die Westfalenhallen nach Dortmund fahren konnte. Fast immer war ein großes Rockkonzert für ein jugendliches Dorfkind wie mich nur mit glühendem Eifer und mit harten finanziellen Opfern zu erreichen.
Damals sind wir oft per Anhalter unterwegs gewesen. Den Eltern hat man das dann nicht immer erzählt, die hätten sich da eh nur drüber aufgeregt.
Für mich waren solche Fahrten regelrechte Pilgertouren. Rockstars haben wir schon damals fast religiös verehrt. Bereits in den späten Sechzigern behaupteten echte Fans: „Clapton is God…“.
Für einen Gitarrengott wie Jimi Hendrix war es in meiner Jugend schon zu spät. Der war nämlich schon am 18. September 1970 erstickt, nach Schlaftabletten und Alkohol – an seinem eigenen Erbrochenem. Keith Emerson wählte den Freitod, weil er wegen einer Erkrankung am Handgelenk seine Virtuosität verloren hatte. Kein schöner Tod für Helden.
Fast alle meine Götter von früher, meine scheinbar unsterblichen Helden, sind in den letzten Jahren gestorben, einfach so, meine Helden sind tot. Alle, bis auf Eric Clapton…
Manchmal lese ich Zeitschriften über Oldies …und da gibt es eine Sparte, der „letzte Vorhang“. Da werden jeden Monat die Toten aufgeführt, mit anderen Worten Helden sind gar nicht unsterblich.
Ja, sie sind immer noch bei Kirche im Rundfunk und nicht in einer Oldie-Sendung. Was ich sagen will: Mein Heldenglaube von Früher hat mit den Jahren schwer gelitten.
Was ist wirklich wahrhaft und echt?
Was bleibt und überdauert die Zeiten?
Auch in meiner Kirche zeigt sich zurzeit, dass Würdenträger ihre Würde verlieren.
Aus Hochwürden von früher wird da bestenfalls ein Merkwürden oder gar kein Würden mehr. Vorbilder fallen von ihren Sockeln und der Schein von früher trügt und lügt. Mancher war in Wirklichkeit niemals ein echter Held. Die Zeit der Helden ist für mich jedenfalls vorbei, der Zahn der Zeit hat sie vom Sockel geholt. Was bleibt, sind ihre und unsere guten Taten und Werke.
Stairway to Heaven statt Highway to Hell und
Schluss mit dem Personenkult nicht nur im Rock n Roll, sondern auch in der
katholischen Kirche.