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Kirche in WDR 2 | 07.08.2024 | 05:55 Uhr
Wir und die
Wir und die.
Funktioniert ja immer, irgendwie.
Wir und die. Die Anderen natürlich.
Genauer muss es natürlich heißen: wir gegen die.
Wer «wir» ist, ist jetzt mal egal.
Wer «die» ist auch.
Das Prinzip ist immer das Gleiche: Man betont einen Unterschied.
Und den gibt es natürlich immer. Wow. Was für eine Erkenntnis. Solange Menschen nicht geklont werden, sondern gezeugt und geboren, gibt es Unterschiede.
Also: Bis Menschen geklont werden gilt: Jede und jeder ist und bleibt einzigartig.
In jeder Weise. Mit anderen Worten: Bei Licht betrachtet gibt es auf diesem Planeten lauter ICHs, lauter Einzigartigkeiten und nur ein Wir. Wir Menschen.
Was soll also die Rede vom »wir und die»? Und vor allem: Wem nützt sie?
Mal unangenehmer gefragt: Was nützt mir das? Wozu mache ich das? Was habe ich davon? Denn: Es ist ja nicht so, als würde ich das nicht machen: reden und unterscheiden zwischen «wir und die».
Wie komme ich denn aus der Nummer wieder raus? Wie kommen wir da raus? Na ja. Ich will dazugehören. Zu Etwas. Einer Gruppe. Einer Familie, einer Arbeit, einer Berufsgruppe, vielleicht einem Land. Also: wem nützt das: Wir und die? Oder das «wir gegen die»?
Es scheint jedenfalls irgendjemanden zu beruhigen, der Angst hat zu kurz zu kommen, zu wenig, oder sonst wie bedroht zu sein.
Wie gesagt, verlaufe ich mich manchmal durchaus im Wir gegen die Dschungel. Und es stabilisiert mich für den Moment. Der Preis dafür ist immer hoch. Als würde man auf so etwas widersprüchlichem wie kollektiver Einsamkeit bestehen. Raus komme ich da nur mit Abstand vom Ego. Mit Abstand von meiner Vorstellung. Mit der Frage nach dem gemeinsamen Interesse. Was ist unser Interesse? Wie lautet unser Auftrag? Wozu sind wir hier?
Wir Menschen. Auf dieser Erde.
Ich
in diesem Moment an den Ort, an dem ich jeweils bin.
Jesus sagt: Liebe Gott und deinen Nächsten, wie dich selbst, denn er ist wie du.»
Wozu sind wir hier? Als Christ glaube ich: um zu genießen und zu teilen. Sowohl als auch.
Ich bin ein Teil von wir. Immer.
Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius