Beiträge auf: wdr2
Kirche in WDR 2 | 03.09.2024 | 05:55 Uhr
Liebstes Viertel
Eine verwahrloste Verkehrsinsel in der Straßenmitte, eine Fotografin und ein Instagram Posting. Mehr braucht es nicht, um eine gute Nachbarschaft aufzubauen.
Aber ich fange von vorne an. Laura Hennicke-Küppers, passionierte Hobbyfotografin, aus Mönchengladbach ist seit 2019 jeden Morgen zur selben Uhrzeit um den Block gelaufen.
Sie hat Fotos gemacht, um zu dokumentieren, wie Dinge sich mit der Zeit verändern. Dabei hat sie morgens immer dieselben Menschen getroffen und angefangen, sie zu grüßen.
Irgendwann blieben die stehen und haben mit Laura gesprochen. Lauras Sicht auf ihre Umgebung hat sich von da an verändert. Und dann entdeckt sie diese schreckliche Verkehrsinsel. Da muss sich was ändern, denkt sie.
Sie
lädt ein Foto dieser Verkehrsinsel bei Instagram hoch und setzt Blumen rein mit
Hilfe von Photoshop. Sie schreibt: "Nur einmal tappen und dann haben wir
diese schöne Insel bepflanzt." Menschen reagieren mit Kommentaren wie:
"Warum tust du es nicht einfach?"
Laura Hennicke-Küppers trommelt Freunde und Familie zusammen und stellt fest:
Viele Nachbarn wollen auch was pflanzen, auch was gießen. Das Projekt "Liebstes Viertel" ist entstanden, eine vernetzte Community, die über soziale Netzwerke intensiv miteinander kommuniziert.
Der Politikwissenschaftler Sebastian Kurtenbach von der FH Münster schätzt seine Nachbarn auch sehr: "Man trifft sich im Advent zum Glühweintrinken oder im Sommer zum Pizzaessen auf der Wiese." Dabei betont der Forscher, dass eine gute Nachbarschaft vor allem davon abhängt, in welcher Lebensphase sich ein Mensch gerade befindet.
Ein junger Mensch, der gerade neu in eine große Stadt gezogen ist, braucht nicht zwingend viel Kontakt zu seinen Nachbarn. Anders im Alter: "Da möchte man vielleicht in einer Nachbarschaft leben, die mal guckt, wenn man sich länger nicht mehr hat draußen blicken lassen".
Wenn Nachbarschaft größer gedacht wird, auch aus Kontakt zu Menschen in Nachbarhäusern besteht, hat das auf jeden Fall einen positiven Effekt. Es entsteht Vertrauen und ein großer Zusammenhalt: "Man geht abends die Straße lang und hat keine Angst, dass einem was passiert." Und wenn etwas passieren sollte, könne man sich auf schnelle Hilfe verlassen.
Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine sei: Schon am Beginn der Schöpfung hat Gott eine Lanze für eine gute Nachbarschaft gebrochen. Mit Blümchen und WhatsApp und Glühwein und Pizza und einem großen Herzen für die Menschen, die um uns herum wohnen.
Liebe Nachbarn: Wir sehen uns!
Redaktion: Rundfunkpastorin Sabine Steinwender-Schnitzius