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Kirche in WDR 2 | 15.08.2024 | 05:55 Uhr

Jesus zu verkaufen

Weihwasserschalen mit den Betenden Händen von Dürer drauf, monumentale Herz-Jesu-Bilder, ein Plastikbehälter mit Original-Lourdes-Wasser und Kreuze aller Größen mit und ohne Corpus.

Ja, Kruzifix…! Auf einem Flohmarkt ..da hat man mir sogar mal eine ganze Überraschungskiste mit heiligem Gedöns zum Spottpreis angeboten, im Sinne von, wenn Sie die ganze Kiste nehmen, wird es billiger und wir sind
das ganze Zeug endlich los! Alles muss raus: Religiöse Resterampe! Wir brauchen Platz für Neues und Anderes.

Devotionalien heißen diese religiösen Kunstwerke, die mal mehr oder weniger kunstfertig sind – und oft haarscharf am Kitsch vorbei schrammen. Und ist es Ihnen mal aufgefallen? Devotionalien werden nach Haushaltsauflösungen oft kostengünstig oder gar geschenkt feilgeboten.

Manches, was da verhökert wird, ist auch für mich richtig kitschig. Billige Ölschinken mit biblischen Szenen, die kurzerhand in deutsche Eichenwälder verlegt wurden, oder der Heilige St. Florian in Buche gerahmt mitsamt feuerrot leuchtendem Heiligenschein. Aber als Christ und katholisch erzogen tut mir der Wertverlust dieser Dinge in der Seele weh, auch wenn ich mir das meiste davon ganz sicher nicht selbst an die Wand hängen würde.

Wirklich zum Nachdenken gebracht hat mich kürzlich eine Anzeige auf einer Onlineplattform: „Jesus zu verkaufen, wird nicht mehr gebraucht.“ „Ist diesen Menschen denn gar nichts mehr heilig?“, ging mir da im Affekt durch den Kopf.

Gut, dass meine Oma das nicht mehr sieht. Bei meiner Oma in Hohenwepel hingen Weihwasserschalen, etliche Kreuze und Heiligenbildchen noch an der Wand und wurden verehrt und täglich genutzt.

Heute gibt’s in jedem Einrichtungsladen Buddha-Statuen, statt Bibel-Figuren. So ein Buddha landet dann auch schon mal auf dem Klo – als Möbelstück, nicht als etwas Verehrungswürdiges.

Meiner Oma waren ihre Devotionalien ja noch heilig. Unser Omma lebte in dieser Welt. Heute, an Mariä Himmelfahrt, hätte da sicher sogar ein Kerzchen gebrannt bei der Gottesmutter – da können Sie aber Weihwasser drauf nehmen!

Spätestens dann, wenn ich an meine Oma denke, wird mir klar, wie unsensibel wir ganz oft mit den religiösen Gefühlen von Menschen umgehen, deren Heiligtümer wir nicht verstehen und kennen. Oft wollen wir diese religiöse Welt auch gar nicht verstehen.

Aber vielen Menschen gehört der Sinn für etwas, das heilig ist, zu ihrem ganz persönlichen Seelenhaushalt. Darauf nicht rumzutrampeln ist das mindeste. Und die Frage „Was ist mir eigentlich heilig“? Die schadet keinem und keiner. Vielleicht kommen wir darüber auch mal wieder öfter ins Gespräch.
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