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Kirche in WDR 2 | 16.09.2024 | 05:55 Uhr
Wenn Kinder trauern
O-Ton 01 Samuel: Hallo und herzlich willkommen bei Ansprechbar. Mein Name ist Samuel Koch und ich darf mit Menschen sprechen, die unschöne und ganz schön unschöne Dinge erlebt haben und uns erzählen, wie sie damit klarkommen.
Autor: Mit dieser Leichtigkeit moderiert der Schauspieler und Autor Samuel Koch den neuen Podcast „Ansprechbar“. In der ersten Folge ist Kim Fleitmann zu Gast. Sie ist Sozialpädagogin und leitet heute Gruppen für trauernde Kinder und Jugendliche bei einem ambulanten Hospizdienst. Mit 14 Jahren hat sie selbst ihren Vater verloren.
O-Ton 02 Samuel: Was ist da passiert? Woran ist dein Papa gestorben?
Kim: Mein Papa ist an einem Gehirntumor gestorben und bei uns war das dann so, dass wir, meine Schwester und ich, ja da einfach schon unser Leben lang irgendwie auch darauf vorbereitet wurden.
Autor: Kim und ihre zwei Jahre ältere Schwester haben damals ein sehr inniges Verhältnis zu ihrem Vater. Sie spüren, dass er für sie beide lebt und kämpft. Doch eines Tages müssen sie Abschied nehmen, ihr Vater stirb im Hospiz.
O-Ton 03 Samuel: War euch dann klar mit 14, okay, das sind jetzt Abschiedsstunden, Tage, Wochen, die ihr besonders genießen müsst, oder?
Kim: Also einerseits ja, andererseits glaube ich nicht so, wie es mir heute bewusst wäre. Du weißt das mit 14 und du verstehst das im Prinzip auch, aber irgendwie auch nicht so richtig.
Autor: Was Kim damals hilft, sind die „Schatzsucher“, eine Gruppe für trauernde Jugendliche im Kreis Heinsberg. Da geht es um Trauerbewältigung – und zugleich sind die Gruppen ein fröhlicher Ort. Kim erinnert sich…
O-Ton 06: dass es einfach da ganz bunt auch hergeht und ganz lustig und ganz viel gelacht wird und lustige Geschichten ausgetauscht werden. Und genauso wird es natürlich auch mal tief und auch mal schwer.
Autor: Und damals ist für alle Gefühle Platz: die Freude, die Wut, die Trauer. Kim erinnert sich besonders an ihre beste Freundin Kathi.
O-Ton 07 Kim: Die da echt mit 14 schon alles gegeben hat und irgendwie organisiert hat, dass wir mal so eine Übernachtungsparty machen mit Freundinnen, wo wir einfach mal Quatsch machen. So auch wenn ich gerade vor vier Wochen meinen Papa verloren habe. So und die das einfach die einfach gemacht hat so und mit der ich gleichzeitig aber auch das Gefühl hatte, irgendwie tiefe Gespräche führen zu können.
O-Ton 08 Samuel: Das finde ich interessant, dass du sagst, sie hat einfach gemacht. Ich kann immer nur für mich reden und sage im Zweifel einmal zu viel auf jemanden zugegangen. Einmal lieber zu viel umarmt, als einen zu großen Bogen um einen gegangen. Aber mit der Sensibilität, das geht auch nicht für jeden.
Autor: Im Podcast „Ansprechbar“ erzählt Kim noch viel mehr: Wann die Trauer wiederkommt, wie sie mit Ängsten umgeht, und welche Schätze sie bis heute bewahrt.
Redaktion: Rundfunkpastorin Sabine Steinwender-Schnitzius