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Kirche in WDR 2 | 20.09.2024 | 05:55 Uhr
Danke
Das muss man sich mal vorstellen: Ein christliches Lied erobert die Charts. Ja, das ist tatsächlich passiert. Und vielleicht kennst auch Du das Lied: „Danke für diesen guten Morgen“. Komponiert von Martin Gotthard Schneider, einem Relilehrer, der übrigens später Kantor und Pfarrer geworden ist.
Bei einem Wettbewerb für neue geistliche Lieder landet er mit „Danke“ auf Platz 1. Was dann passiert ist, hat Schneider sich in den seinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können. Die Kölner Plattenfirma Electrola hat die Scheibe gebrannt. Und sie hat sich gut verkauft. 1963 war der Song sogar sechs Wochen lang in den Top Ten der Deutschen Singlecharts.
Obwohl: Kirchenmusiker ihn als „fromme Schnulze“ abgetan haben. Einer vergleicht ihn sogar mit einem Campingpfarrer, „der, statt zu predigen aufgeblasene Schwimmtierchen verteilt - mit der Aufschrift: Jesus lebt. Auch Kirchenzeitungen äußern sich kritisch. Massenmedien eifern ihnen nach. Die “Zeit“ schreibt: Der Song sei eine Sünde gegen die Musik und gegen die Kirche. Und der WDR verspottet „Danke“ in einem Fernsehbeitrag: „Danke für das kleine Helle“ und zeigt ein Bierglas.
Durch den ganzen Trubel wird das Lied immer populärer. Die Verkaufszahlen der Single steigen auf 700.000 Stück. Im Radio wird der Song rauf und runter gespielt. Viele Chöre interpretieren ihn neu. Und er wird in das Evangelische Gesangbuch aufgenommen. Doch nicht nur das: Er wird in mehr als 25 Sprachen übersetzt.
Ich bin mit dem Song groß geworden. Darin bedankt sich der Sänger bei Gott für zwischenmenschliche Dinge, Lebensumstände und Gottes Eigenschaften. Also für manch kleine Dinge des Alltags, gute Freunde, jeden neuen Tag. Ich bin immer gestolpert bei „Danke für meine Arbeitsstelle“. Denn ich hab` nicht immer eine gehabt. Auch heute muss ich an der Stelle immer an die denken, die vielleicht auch keine haben und das singen sollen.
Und trotzdem: Der Text hat perfekt die Sehnsüchte der damaligen Zeit bedient. Man hat von mehr Toleranz geträumt, von der Öffnung der Grenzen, Völkerverständigung durch Reisen. Und so ist der Song heute genauso aktuell wie in den 60ern. Übrigens: Immer mal zu überlegen, wofür ich dankbar bin, ist eine gute Idee. Schließlich tut es der Psyche gut, sich auf die schönen Dinge des Lebens zu konzentrieren. Und seien sie noch so klein und selbstverständlich. Wie jeder neue Tag.
Quellen:
https://www.evangelisch.de/inhalte/232029/21-07-2024/ehrenplatz-fuer-danke-lied-als-ein-kirchenlied-die-charts-stuermte
https://de.wikipedia.org/wiki/Danke_für_diesen_guten_Morgen
(Beide zuletzt abgerufen am 24. August 2024)
Redaktion: Rundfunkpastorin Sabine Steinwender-Schnitzius