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Hörmal | 01.09.2024 | 07:45 Uhr
Antikriegstag
„Seit 5 Uhr 45 wird jetzt zurückgeschossen! Und von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten!“[1] Diese Sätze Adolf Hitlers im Berliner Reichstag markieren den Beginn des Zweiten Weltkriegs genau heute vor 85 Jahren. Hitler hatte zuvor den Befehl gegeben, Polen zu überfallen, und begründete das Ganze als eine Vergeltungsaktion. Unter anderem hatte es am Vorabend angeblich einen polnischen Angriff auf den deutschen Sender Gleiwitz gegeben. Tatsächlich hatten SS-Mitglieder den Vorfall inszeniert – Fake-News, um einen lang geplanten Krieg anzufangen mit dem Ziel: „Lebensraum im Osten“ zu gewinnen, wie Hitler es nannte.
In einer Ansprache vor den Oberbefehlshabern der Wehrmacht hatte Hitler wenige Tage zuvor gesagt: „Die Auslösung des Konfliktes wird durch eine geeignete Propaganda erfolgen. Die Glaubwürdigkeit ist dabei gleichgültig, im Sieg liegt das Recht.“[2]
Worauf Hitler hier abhebt, ist ein uraltes Prinzip: Das Recht des Stärkeren. Hitler hatte sich stark genug gefühlt um es mit Polen und dessen Alliierten England und Frankreich aufzunehmen. Später griff er Dänemark an, Norwegen, Belgien, die Niederlande und schließlich Russland. 60 Millionen Tote zählt der Zweite Weltkrieg und damit verbunden waren unvorstellbares Leid und Not – zum Teil für Generationen.
Aber immer noch
greift dieses Prinzip vom Recht des Stärkeren, der seine Interessen einfach
durchsetzen will –
bei Putins Angriff
auf die Ukraine zeigt sich das im Großen, wenn z.B. ein Obdachloser
zusammengeschlagen wird, zeigt es sich im Kleinen. Dabei ist es doch eine
großartige menschliche Errungenschaft, dieses Recht des Stärkeren so nicht mehr
anzuwenden, sondern die Schwächeren zu schützen, ob durch Zivilcourage, den
Rechtsstaat oder das Völkerrecht.
Am 1. September 1939 brach der Zweite Weltkrieg aus. Heute wird in Deutschland dieser Tag als „Antikriegstag“ begangen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund hatte bereits 1957 unter dem Motto „Nie wieder Krieg“ zu Aktionen aufgerufen, woraus der Gedenktag dann entstanden ist.
Kriege gibt es nach wie vor in der Welt. Ich möchte heute die nennen, die hierzulande kaum bekannt sind: im Süden der Sahara,im Sudan, in Burkina Faso, Mali, Niger und im Kongo. Und immer noch spielt das Prinzip vom Recht des Stärkeren eine entscheidende Rolle. Hinzu kommen Motive wie Vergeltung und Rache, wie sie gerade im Nahen Osten kriegstreibend sind, die neben den berechtigten Grund der Selbstverteidigung treten.
All das hinterlässt bei mir ein Gefühl der Ohnmacht. Umso bemerkenswerter finde ich ein christliches Gebet, das gegen alle Ohnmacht auf Versöhnung hofft. Das Gebet traut Gott immer noch etwas zu und dankt ihm für jede Initiative des Friedens. Es geht so:
Wir danken dir, Gott, allmächtiger Vater, …
Denn inmitten einer Menschheit, die gespalten und zerrissen ist, erfahren wir, dass du Bereitschaft zur Versöhnung schenkst.
Dein Geist bewegt die Herzen, wenn Feinde wieder miteinander sprechen.
Gegner sich die Hände reichen und Völker einen Weg zueinander suchen.
Dein Werk ist es, wenn der Wille zum Frieden den Streit beendet, Verzeihung den Hass überwindet und Rache der Vergebung weicht.[3]
[1] Adolf Hitler, Erklärung der Reichsregierung vor dem Deutschen Reichstag, 1. September 1939, zitiert nach: https://www.1000dokumente.de/index.html?c=dokument_de&dokument=0209_pol&object=translation&st=&l=de .
[2] NS-Archiv, Dokumente zum Nationalsozialismus, 22.08.1939 Ansprache Adolf Hitlers, Aufzeichnung Generaladmiral Boehm, zitiert nach https://www.ns-archiv.de/krieg/1939/22-08-1939-boehm.php .
[3] Zitiert nach: https://www.eucharistia.org/de/liturgy/versohnung.html .