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Hoffnung, die weiter reicht

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Kirche in WDR 2 | 14.11.2024 | 05:55 Uhr

Hoffnung, die weiter reicht

Er weiß, dass er sterben muss. Die Ärzte haben ihm nur wenige Monate gegeben. Seitdem ist fast ein Jahr vergangen. Das hat er wie ein Geschenk empfunden. Und er hat die Zeit genutzt. Hat seinen Nachlass geregelt und Menschen besucht, die ihm wichtig sind. Seine Kinder haben ihm sogar ein paar Tage am Meer ermöglicht. Das war schön!

Doch jetzt merkt er, dass es nicht mehr lange geht. Geistig ist er noch gut dabei. Aber sein Körper kann allmählich nicht mehr. Er wird zunehmend kraftloser, ist immer häufiger müde und hat keinen Appetit. Und so denkt er sich: „Vielleicht wär’s jetzt mal gut, mit dem Pfarrer zu sprechen.“

Nicht dass er ständig in die Kirche gegangen wäre. Aber wenn er da gewesen ist, dann hat es ihm durchaus gefallen. Nicht nur der Gottesdienst selbst, sondern auch das Drumherum. Er ist jedes Mal freundlich empfangen worden. Und er hat immer das Gefühl gehabt: „Mit dem Pfarrer kann man reden!“ Bei einem Gemeindefest sind die beiden tatsächlich ins Gespräch gekommen. Nichts Weltbewegendes, aber trotzdem: Der gute Eindruck ist da noch verstärkt worden.

Also lässt er im Gemeindebüro fragen, ob der Pfarrer vorbeikommen kann. Das klappt sogar relativ schnell. Und zum Glück ist er selbst ganz gut beieinander, als der Pfarrer kommt. So kann er nun die Frage stellen, die ihm seit einiger Zeit auf den Nägeln brennt. Die Frage, die er sonst keinem stellen kann. Seinen Kindern nicht, denn die haben mit Religion nicht viel am Hut. Und seiner Frau nicht. Denn erstens ist Glaube auch nicht so ihr Thema. Und zweitens hat sie genug mit ihren eigenen Gefühlen zu tun.

Deshalb hat er den Pfarrer um das Gespräch gebeten. Und nach einigem anfänglichen Smalltalk rückt er mit seiner Frage heraus: „Wenn ich sterbe, glauben Sie wirklich, dass da jemand ist, der auf mich wartet?“

Einen Moment lang zögert der Pfarrer. Fast sieht es aus, als würde er nach irgendetwas Unverbindlichem suchen, mit dem er sich vor einer klaren Antwort drücken kann. Aber dann sagt er: „Ja, das glaube ich. Ich bin sogar davon überzeugt, dass jemand auf Sie wartet. Jemand, der Sie annimmt, so wie Sie zu ihm kommen. So dass Sie merken: Hier ist es gut, zu sein. Hier kann ich bleiben. Das glaube ich. Für Sie. Und auch für mich selbst.“

Damit ist das Wesentliche gesagt. Viel mehr sprechen die beiden Männer dann auch gar nicht. Der Pfarrer betet noch mit ihm. Dann verabschiedet er sich.

Und als er wieder alleine ist, da weiß er nicht nur, dass er sterben muss. Er weiß auch, dass es ihm jetzt leichter fällt, zu gehen. Er kann sich besser auf das Sterben einlassen. Weil er in seiner Hoffnung ermutigt ist. Einer Hoffnung, die über sein Sterben hinausgeht.


Redaktion: Rundfunkpastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

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