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Kirche in WDR 2 | 15.11.2024 | 05:55 Uhr

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Ich esse nicht oft Döner. Aber manchmal hab‘ ich da richtig Lust drauf. Und dann gönn‘ ich mir einen. So wie neulich.

Da steh‘ ich in der Dönerbude bei uns um die Ecke und warte auf meine Bestellung. Mit einem Mal kommt ein kleines Mädchen herein. Vielleicht fünf oder sechs Jahre alt. Das Mädchen hat ein paar Münzen in der Hand. Und es muss sich ziemlich strecken, um diese Münzen auf den Tresen zu legen. Viel ist es nicht. So weit ich das erkennen kann, nicht mal ein Euro.

Trotzdem guckt das Mädchen den Mann hinter dem Tresen erwartungsfroh an und fragt: „Was krieg‘ ich dafür?“ Einen Moment lang hängt diese Frage im Raum. Alle kennen die Preise hier in dem Laden. Jeder weiß, wie die Antwort lauten muss auf die Frage: „Was krieg‘ ich dafür?“ ‘Ne halbe Portion Pommes. Wenn’s hoch kommt. So sieht’s aus.

Aber dann lächelt der Mann hinter dem Tresen in einer Art, wie ich sie mir gerne abgucken möchte. Und er sagt zu dem Mädchen: „Von mir kannst du alles haben, Prinzessin.“ Dann macht er ihr einen Döner fertig mit allem, was die Zutatenliste hergibt. Anschließend reicht er ihr das dicke Teil über den Tresen.

Ich stehe daneben, meine längst fertige Bestellung in der Hand. Und ich denke: „Das schafft die doch im Leben nicht. Das kriegt die nie aufgegessen!“ Aber dann sehe ich ihre strahlenden Augen, als sie in den Döner beißt. Und während sie mit dicken Backen kaut, überlege ich, ob das mit Gott wohl genauso ist. Ich mein‘, wenn wir zu ihm kommen, am Ende unseres Lebens, dann wissen wir doch auch nicht so richtig, wie bei ihm die Regeln sind. Und wie man sich benehmen soll. Erst recht kennen wir die Preise nicht, die bei Gott gelten.

Also nehmen wir dann unsere guten Taten und was sonst noch aus unserem Leben vorzeigbar ist, und legen es vor Gott hin. Mit der erwartungsfrohen oder vielleicht eher ängstlichen Frage: „Was krieg‘ ich dafür?“

Und ich stelle mir vor, dass Gott uns dann anlächelt auf ganz wunderbare Weise. Und dass er sagt: „Von mir kannst du alles haben, Prinzessin.“ Oder „Prinz“ - je nachdem.

Denn ich glaube, dass es Gott zwar nicht egal ist, wie wir leben und was wir tun. Aber dass er uns am Ende unseres Lebens in jedem Fall mehr gibt, als wir verdient haben. An Liebe, an Gnade und Geborgenheit. Von all dem gibt Gott uns so viel, dass wir das überhaupt nicht aufkriegen können. Nicht auf einmal und auch nicht nach und nach. Das, was Gott uns schenkt, reicht für alle Ewigkeit. Wir können davon zehren - und es hört nie auf. Nur strahlende Augen müssen wir selbst machen.



Redaktion: Rundfunkpastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

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