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Kirche in WDR 2 | 25.11.2024 | 05:55 Uhr
Orangene Kerze – Internationaler Tag gegen Gewalt gegen Frauen
Heute stellt meine Freundin wieder eine orangene Kerze in ihr Fenster. Das ist ihr persönlicher Protest gegen die Gewalt gegen Frauen. Ein stiller und zugleich weithin sichtbarer Protest. Klar und entschieden stellt sie diese Kerze jedes Jahr auf - am 25. November, dem internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen. Und damit lässt sie dieses Thema ganz nah an sich heran. Gewalt an Frauen ist eine der häufigsten Menschenrechtsverletzungen. Und das ist kein Problem der einzelnen Frau, sondern ein gesellschaftliches Problem. Und ein weltweites, wie die Zahlen zeigen. Gewalt gegen Frauen ist deshalb so weit verbreitet, weil es immer noch machtvolle Strukturen in unserem Leben gibt. Politisch wie privat. Fast jeden zweiten Tag stirbt eine Frau in Deutschland, weil sie eine Frau ist. Femizid nennt man das. Ein Skandal! Wo Gewalt gegen Frauen geschieht, zeigen sich unterdrückende Strukturen, die im Hintergrund weiterwirken, trotz gleicher Rechte auf dem Papier. Frauen erfahren sexualisierte Gewalt durch Männer, Väter, Freunde, Nachbarn, Verwandte. Sie bekommen noch immer weniger Lohn, werden auf vielen Ebenen ausgebeutet und haben ein höheres Risiko im Alter arm zu sein, weil ihre Arbeit schlechter bezahlt wird. Wenn wir daran etwas verändern wollen, müssen wir Machtverhältnisse in Frage stellen und für Strukturen sorgen, in denen Frauen gleiche Chancen bekommen und auf allen Ebenen gleichberechtigt teilhaben und entscheiden können. Auf politischer Ebene ist seit 2018 ein Abkommen in Kraft: Die Istanbul Konvention. Der Europarat hat diese Konvention zur Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen und Mädchen verabschiedet. Eine unabhängige Gruppe von Fachleuten kontrolliert, wie das umgesetzt wird. Vor zwei Jahren gab es eine Auswertung, wie Deutschland die Istanbul Konvention umsetzt. Das Ergebnis: In der Bundesrepublik werden Frauen noch nicht ausreichend geschützt. Zahlreiche Anforderungen der Istanbul-Konvention sind laut Bericht nicht erfüllt. Es gibt noch viel zu tun:
Wir brauchen finanzielle Mittel, um die Gleichstellung zu fördern, eine aktive frauenunterstützende Politik und ein Gesetz zum Schutz der Frauen und zur Strafverfolgung der Täter. Wir brauchen die finanziellen Mittel für eine ausreichende Anzahl von Frauenberatungsstellen und Frauenhausplätzen – außerdem einen Rechtsanspruch auf einen Frauenhausplatz.
An all das erinnern uns heute die orangeangestrahlten Gebäude und die ausgeleuchteten Kirchen. Die orangene Kerze meiner Freundin in ihrem Fenster erinnert mich daran, dass wir auch selbst etwas tun können. Wir alle können Frauen in unserem eigenen Umfeld unterstützen. Wir können sexistischen Witzen entschieden begegnen und den Konsum von frauenfeindlicher Musik oder Posts meiden. Wir können aufmerksam sein und Gewalt in unserem Umfeld wahrnehmen und helfen. Und so gemeinsam beten und unser Licht leuchten lassen für eine gerechtere und friedvollere Welt.
Quellen:
Orange the World - UN Women Deutschland
Istanbul-Konvention | Institut für Menschenrechte (institut-fuer-menschenrechte.de)
Gewaltschutz und Gewaltprävention | Chancen NRW (mkjfgfi.nrw)
1.2.6..pdf (evangelisch-in-westfalen.de)
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze