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Kirche in WDR 2 | 26.11.2024 | 05:55 Uhr
Teenagerliebe im Krieg
Zwei Teenager kauern in einem fensterlosen Keller.
Das Licht flackert, geht immer wieder aus, wenn wieder eine Bombe in der Nachbarschaft detoniert.
Nur wenige Treppenstufen über ihnen eine Straße von Lwiw, Ukraine - der Krieg.
Lena und Iwan sind seit sieben Monaten ein Paar, seitdem er sie in seiner alten Wohnung fragt, ob sie seine Freundin sein möchte.
Da wusste sie noch nicht, dass er zurückkehren würde in den Krieg.
Und dass sie ihm eines Tages aus Düsseldorf folgen würde.
Zu jedem Date bringt er ihr Blumen mit.
Blumen haben keinen Nutzen, sagt er. Außer, dass die Beschenkte sich gut fühlt. So einfach ist das.
Lena sagt, dass sie an Ivan mag, dass er sich kümmert.
Ivan sagt, dass er an Lena mag, dass sie wirklich strahlt.
Im Februar kommt Ivan weinend aus der Schule.
Seine Mutter hat angerufen.
Er soll zurückkehren in die Ukraine und dort studieren.
Er habe in Deutschland nichts verloren, er sei hier nur ein nutzloser Flüchtling, werde unter einer Brücke enden.
Und wenn er nicht zurückkehrt, ist er kein Teil der Familie mehr.
Lena schreibt seinen Eltern einen Brief, fleht ihn an, nicht zu gehen.
Wenn du zurückgehst, wirst du irgendwann in den Krieg geschickt.
Am Tag vor dem Valentinstag holen seine Eltern ihn mit dem Auto ab und bringen ihn in die Ukraine.
Sie telefonieren jeden Tag.
Antwortet er eine Stunde nicht, wird sie nervös.
Meistens ist er dann beim Joggen.
Nach ihrem 18. Geburtstag besteigt sie einen Flixbus und fährt nach Lwiw.
Im Luftschutzkeller streamen sie mit dem Handy Musik.
Alphavilles Forever Young.
Wenn uns jetzt eine Rakete trifft, sind wir tatsächlich für immer jung, sagt Lena.
Teenagerliebe in Zeiten des Krieges.
Zurückzugehen, war der größte Fehler meines Lebens, sagt Ivan.
Die Ausreise aus dem Krieg ist Männern im wehrfähigen Alter verboten.
Ivan sitzt fest.
Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein, formuliert der ökumenische Rat der Kirchen nach dem Ende des zweiten Weltkrieges.
Davon hat Putin wohl noch nichts gehört.
Er treibt seinen Krieg unbeirrt und menschenverachtend weiter.
Lena fährt zurück nach Düsseldorf.
Das könnte das Ende der Geschichte sein.
Es kommt anders. Inzwischen ist Ivan bei Nacht und Nebel über die grüne Grenze zur Slowakei geflohen, kommt verletzt in Düsseldorf an.
In der Wohnung von Lenas Mutter gibt es Sekt und Kuchen.
Und am nächsten Tag geht Ivan los und kauft Lena einen großen Strauß Blumen.
(Quelle https://www.spiegel.de/panorama/sie-in-duesseldorf-er-in-der-ukraine-lena-ivan-a-a1db4e70-07f0-49e3-85fb-fee9a740b041?sara_ref=re-so-app-sh)
Redaktion: Landespfarrer Dr. Titus Reinmuth