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Kirche in WDR 2 | 28.11.2024 | 05:55 Uhr
Eine Erfolgsgeschichte
2015 macht Hamid sich auf den Weg.
Aleppo ist wiederholt mit Fassbomben angegriffen worden.
Große Behälter, gefüllt mit Sprengstoff und kleinen Metallteilen.
Militärisch sinnlos, aber tödlich für die Menschen auf den Straßen.
Mehre Menschen sind gestorben, der Strom ausgefallen. Auch seine Familie wird getroffen. Zwei Cousins und eine Cousine sind tot.
Die Familie beschließ: Hamid soll sich in Sicherheit bringen.
Er greift sich sein Handy, Ladegerät und die Powerbank, ein paar Klamotten und schleicht sich bei Nacht aus der Stadt heraus, Richtung türkische Grenze.
Was folgt, ist der Alptraum, den fast alle Flüchtenden dieser Welt erleben:
Willkür der Behörden und der Schlepper, Anfeindungen der Bevölkerung.
Und die gefährliche Überfahrt über die Adria im Schlauchboot.
Mit der Waffe in der Hand haben die Schlepper die Menschen in das Boot gequetscht.
Das Boot neben seinem ist gekentert, ein kleiner Junge liegt am nächsten Morgen tot am Strand.
Ende des Jahres erreicht er Düsseldorf.
Erste Station eine Notunterkunft in einer Traglufthalle, 350 Menschen untergebracht in Stockbetten.
Den Ortspfarrer lernt Hamid über den Unterricht an dem Gymnasium kennen, das er inzwischen besucht.
Am Sonntag fragt der Pastor seine Gemeinde, ob jemand Platz hätte für einen jungen Geflüchteten aus Aleppo.
Eine Familie, deren zwei Kinderzimmer nach Auszug des Sohnes und der Tochter leer stehen, nimmt ihn bei sich auf.
Innerhalb eines halben Jahres lernt er perfektes Deutsch.
Spricht es nun akzentfrei neben arabisch, französisch und englisch.
Das Abitur bricht er ein halbes Jahr vor den Prüfungen ab, möchte lieber eine Ausbildung in einem großen Hotel machen.
Heute lebt er in den USA, wohin es seine Eltern und Geschwister inzwischen verschlagen hat.
Der Kontakt zu seiner deutschen Gastfamilie besteht bis heute.
Die sagt, dass Hamid für sie ein Geschenk des Himmels ist.
Eine Erfolgsgeschichte.
Ein junger Mann, der um sein Leben fürchtet, findet in unserem Land nicht nur Schutz für Leib und Leben, sondern auch eine neue Familie, einen Beruf und eine Perspektive für sein Leben.
„Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten und du sollst ihn lieben wie dich selbst“ heißt es in der Bibel, im dritten Buch Mose. (3.Mose 19,34).
Die Welt wird ein besserer Ort, wenn dieser göttliche Auftrag noch mehr Herzen und Köpfe erreicht.
Redaktion: Landespfarrer Dr. Titus Reinmuth