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Kirche in WDR 2 | 30.11.2024 | 05:55 Uhr
Von Gott* begleitet
Bevor ich morgens zur Arbeit aufbreche, gönn` ich mir eine kurze Onlinezeit für aktuelle Nachrichten und Social Media. Manchmal erwischt mich dabei ein Beitrag unverhofft und begleitet mich durch den Tag. So ging es mir mit einem Post von Janboris Rätz, Coach, Journalistin, Aktivistin. Janboris Rätz definiert sich als nicht-binär, also weder als Mann noch als Frau und schreibt:
„Meine Reise zu mir selbst ist für mich eines der größten Geschenke, die ich bislang in meinem Leben bekommen habe. Und ich empfinde es als Riesenprivileg, dass ich mich endlich als die Person annehmen kann, die ich bin. Von klein auf bis heute wurde und wird mir von meinem Umfeld erklärt und beigebracht, dass ich entweder too much oder nicht gut genug bin. Ich habe das geglaubt, mich angepasst, Karriere gemacht, mich ignoriert, wurde deswegen alkohol- und psychisch krank, musste durch ein tiefes dunkles Tal und fühle mich seit ein paar Monaten so frei wie vielleicht noch nie in meinem Leben. Am 11. November war ich jetzt beim Standesamt und habe meinen Geschlechtseintrag und meinen Vornamen ändern lassen. Das bedeutet mir unendlich viel und ist eine weitere Station auf meinem Lebensweg für die ich sehr dankbar bin. Trans*, inter*, nicht-binäre und sichtbar queere Menschen gibt es, hat es schon immer gegeben und wird es immer geben. Was sich immer wieder (auch aktuell wieder) ändert, ist der Umgang mit ihnen. Respekt, Nächstenliebe und Menschenwürde sind aber keine Modeerscheinungen, die mal mehr und mal weniger ins Konzept passen. Sie sollten immer uneingeschränkt für alle gelten.“
Die Worte von Janboris, jetzt Janboris Ann-Kathrin Rätz, berühren mein Herz. Sie sind so ehrlich, authentisch, traurig und hoffnungsvoll zugleich. Ich denke an den alten Psalm 23 aus der Bibel, ein Gebet, das zu Herzen geht: „Gott lässt meine Lebendigkeit zurückkehren. Gott führt mich auf gerechten Spuren so liegt es im Namen Gottes. Wenn Finsternis tief meinen Weg umgibt, fürchte ich nichts Böses. Ja, du bist bei mir, Gott*, dein Stab und deine Stütze – sie lassen mich aufatmen.“ (Psalm 23, Bibel in gerechter Sprache)
Bei Gott kann ich sein wie ich bin. Jenseits von Geschlechterkategorien und Rollenbildern. So wie ich bin, bin ich richtig und gut. Genau so hat Gott*, die Große, mich gemeint. Wie tröstlich und stützend. Vielleicht besonders für die, die nach ihrer wahren Identität länger suchen als andere. Ein Satz zum Aufatmen für alle: Ich bin begleitet und gesegnet auf meinem Lebensweg. Wie wunderbar!
Quellen: (alle Seiten zuletzt abgerufen 19.11.2024)
Janboris Rätz | nonbinary (@janborisineinemwort) - Instagram
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Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze