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Kirche in WDR 2 | 10.12.2024 | 05:55 Uhr
Nobel und seine Preise
Heute vor 128 Jahren ist der schwedische Erfinder und Chemiker Alfred Nobel gestorben. Die von ihm entwickelten Sprengstoffe – allen voran das Dynamit - haben ihn reich und berühmt gemacht. Aber nicht unbedingt glücklich. Eine französische Zeitung nannte ihn 1888 „Le marchand de la mort“ – den Kaufmann des Todes. Man warf ihm vor, Mittel erfunden zu haben, um „mehr Menschen schneller als je zuvor zu töten“. Dieser Vorwurf hat Nobel damals schwer getroffen. Er machte sich Sorgen um seinen Ruf und darum, wie die Welt ihn nach seinem Tod sehen würde.
Sollte außer seinen explosiven Erfindungen mit ihren verheerenden Wirkungen nichts von ihm bleiben? Würden alle ihn immer nur als den reichen Kriegsgewinnler sehen? In seinen letzten Lebensjahren beschließt Nobel offenbar, dieses Bild zu verändern. Er erinnert sich an die österreichische Friedensaktivistin Bertha von Suttner. Mit ihr hatte er sich jahrelang Briefe geschrieben und leidenschaftlich über Krieg und Frieden diskutiert. Nobel, der immer noch Kontakt zu Bertha von Suttner hat, wird Mitglied in ihrer österreichischen Friedensliga. Es scheint, als würde aus dem Rüstungsunternehmer im Alter ein überzeugter Kriegsgegner.
1895 verfasst Nobel, der ohne eigene Familie oder Kinder und damit ohne direkte Erben ist, sein Testament. Fast sein gesamtes Vermögen soll in eine Stiftung fließen. Mit dem Geld sollen jedes Jahr die besten Chemiker, Physiker, Schriftsteller und Mediziner ausgezeichnet werden. Und ein weiterer Preis ist für vorbildliche Versöhner und Friedensstifter gedacht. Dieser nach seinem Stifter benannte Friedensnobelpreis wird 1901 zum ersten Mal vergeben. Seitdem findet die Verleihung immer am 10. Dezember statt – dem Todestag von Alfred Nobel.
Experten streiten bis heute darüber, ob sich Nobel tatsächlich aus Überzeugung vom Saulus zum Paulus gewandelt hat. Oder ob sein „Friedensgesicht“ in Wahrheit nur eine Kulisse war. Ob die von ihm gestifteten Nobelpreise nur von seinem wahren „Ich“ ablenken sollten, damit er selbst in guter Erinnerung bleibt. Ein Urteil fällt da schwer – und das ist wahrscheinlich auch besser so. „Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet“, sagt schon die Bibel. Vielleicht war es ja auch einfach nur die Sprengkraft seines schlechten Gewissens, die ihn zum Stifter der wohl berühmtesten Auszeichnung der Welt werden ließ.
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Nobel
https://de.wikipedia.org/wiki/Bertha_von_Suttner
https://www.br.de/mediathek/podcast/radiowissen/alfred-nobel-die-sprengkraft-des-schlechten-gewissens-1/1844391
alle abgerufen am 27.11.2024
Redaktion:
Manfred Rütten