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Kirche in WDR 2 | 27.12.2024 | 05:55 Uhr
Verlängerung
Den Weihnachtsbaum setze ich schon am 27. Dezember wieder vor die Tür. Frei nach dem Bibelvers im Buch Prediger: „Alles hat seine Zeit“. Und der Weihnachtsbaum hat jetzt schon seine Zeit gehabt.
Ich habe genug von Weihnachten. Von der trauten Eintracht, dem gemütlichen Beisammensein, den Streitereien, den Unmengen an gutem Essen. Mir reicht´s!
Dabei geht die Weihnachtszeit – je nach Auslegung – bis in den Januar oder sogar in den Februar hinein. Eine Studienfreundin von mir schmückt den Weihnachtsbaum tatsächlich erst im Februar ab. Ob er dann wohl noch Nadeln hat?
Unser Weihnachtsbaum hat quasi keine Chance, zu nadeln und in Ruhe vor sich hin zu trocknen. Denn: Ich setze ihn heute schon vor die Tür.
Dabei ist die Weihnachtsgeschichte alles andere als trocken und nimmt nach Weihnachten so richtig Fahrt auf. Für Maria gibt es kein ruhiges Wochenbett, in dem sie sich von den Strapazen der Geburt erholen kann. Denn die junge Familie muss fliehen. Mit dem neugeborenen Jesus im Gepäck. König Herodes hat es aus Angst vor einem königlichen Kontrahenten auf alle kleinen, jüdischen Jungen abgesehen. Die jungen Eltern fürchten um das Leben ihres Kindes und machen sich voller Sorge auf den Weg ins Ungewisse.
Die Flucht nach Ägypten gelingt. Hier verbringen Jesus und seine Eltern die erste Zeit als Familie. Als Flüchtlingsfamilie. Erst als sie sicher sind, dass von Herodes keine Gefahr mehr ausgeht, kehren sie nach Israel zurück.
Weihnachten ist nicht das Fest der nadelnden Bäume und des fettigen Essens. Weihnachten erschöpft sich nicht in diesen Tagen, sondern fängt jetzt gerade erst an.
Was spricht also dagegen, die Weihnachtszeit zu verlängern? Das Gefühl, die Gewissheit, dass Jesus auch für mich geboren und an meiner Seite ist. Und die Hoffnung, dass nicht alles so bleibt, wie es ist, sondern Gerechtigkeit und Frieden in die Welt einziehen. Stück für Stück. Jeden Tag ein kleines bisschen mehr. Davon kann ich tatsächlich nicht genug bekommen!
Deshalb nehme ich Weihnachten mit ins neue Jahr. In meinen Januar, Februar, März …
Den Weihnachtsbaum werfe ich heute wirklich vor die Tür.
Aber einen Stern lasse ich hängen. Als Zeichen für das Licht und die Hoffnung, die mit Jesus in die Welt gekommen ist. Und im Vertrauen darauf, dass „die Finsternis vergeht, aber das wahre Licht jetzt scheint.“ (1. Johannes 2,8)
Redaktion: Rundfunkpastorin Sabine Steinwender-Schnitzius