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Hörmal | 24.11.2024 | 07:45 Uhr
Good News aus den USA
Was für ein Monat! Tageweise hat es ja nur so gehagelt an „Bad News“. Heut ist der letzte Sonntag im November. Und eine „Good News“, also eine gute Nachricht, die wollte ich Ihnen noch erzählen. Die kommt dann auch noch ausgerechnet aus den USA, dem Land der unbegrenzten Egos - wie ich spätestens nach der Wahl von Trump dachte.
Ganz anders aber die Geschichte, die ich Anfang des Monats gelesen habe aus dem Örtchen Swedenborg im US-Bundesstaat Missouri. Da wurde jetzt ein Schulgebäude neu benannt. Und oft wählt man dafür ja große Namen – in Deutschland z.B. Goethe oder Schiller, in den USA vielleicht Lincoln oder Kennedy.
Die Verantwortlichen der Grundschule in Swedenborg, Missouri, haben Claudene Wilson als Namensgeberin gewählt. Claudene-Wer? Könnten Sie jetzt fragen. Wundern Sie sich nicht, wenn da bei Ihnen nichts klingelt. Denn: Claudene Wilson war 30 Jahre Hausmeisterin in eben dieser Grundschule[1]. Und sie ist wahrscheinlich die allerletzte, die sich über so viel Trubel freut. Vor kurzem ist sie in Ruhestand gegangen und hat zur ungewöhnlichen Namenswahl folgendes gesagt: „Ich bin nicht hier, um im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen. Meine ganze Aufmerksamkeit galt immer den Schülern.“
Dass es das noch gibt! In einem Zeitalter, in dem sich gefühlt alle nach vorne drängeln, in denen auf Sozialen Medien nach jedem Like geheischt wird, trägt das „Claudene Wilson Learning Center“ den Namen der Frau, die vor Ort einfach da war für andere.
30 Jahre kannte sie als Hausmeisterin alle Kinder der Grundschule beim Namen, meist auch deren Eltern. Wenn Not an der Frau war, dann sprang sie ein, hat den Bus gefahren, oder die verstopften Abwasserrohre repariert. Wenn sie merkte, ein Kind brauche mal eine Aufmunterung, hatte sie gute Worte parat, auch mal ein Eis spendiert.
Das ist das, was man eine gute Seele nennt. Diese Hausmeisterin hatte verstanden, dass zur gelungenen Erziehung eben nicht nur das Lernen von Mathe gehört und den anderen Fächern. Herzensbildung ist eben auch eine Art von Bildung. Und das lernt man nicht im Buch, sondern im Leben; durch Menschen wie Claudene Wilson. „Schau zu, ob auch Du andere Menschen aufrichten kannst“, lautet Claudene Wilsons Credo am Ende des Artikels, in dem ich von ihr gelesen habe.
Andere aufrichten und damit groß machen – wer macht das heute noch? Die Trumps, Musks und Putins in dieser Welt, die fallen mir vor allem auf, indem sie meisterhaft andere nieder machen. Manche aus dieser Liga gehen für ihr Ego über Leichen – leider nicht nur sprichwörtlich. Und dafür belohnt die Öffentlichkeit sie dann auch noch mit Aufmerksamkeit.
Warum richten wir die Scheinwerfer eigentlich so selten auf diejenigen, die andere aufrichten? Die einfach da sind. Das sind doch die Königinnen und Könige der Nächstenliebe. Denn daran glaub ich: Gute Herzen haben Einfluss. Nicht nur die großen Egos. „Bad Guys“ sind gut für „bad news“. Suchen wir die, die „good News“ wert sind. Es gibt sie überall. Auch in Datteln, Wermelskirchen oder Minden. Um in diesen Zeiten nicht zynisch zu werden, braucht es Herzensbildung – damit das Herz offen bleibt für die anderen um uns herum. Daher hier noch mal das weise Creo der Hausmeisterin aus Swedenborg, Missouri: „Schau zu, ob auch Du andere Menschen aufrichten kannst.“
[1] https://www.washingtonpost.com/lifestyle/2024/10/30/custodian-wilson-tribute-missouri-school/