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Hörmal | 26.01.2025 | 07:45 Uhr
Nix geschenkt?
Autorin:
“Man kriegt ja nichts geschenkt im Leben…“ Schon mal gehört den Satz? Oder selbst lautstark geseufzt: “Man kriegt ja nichts geschenkt …“ Alles schwer erarbeitet. Klar, auf den ersten Blick scheint das so: Wenn ich meinen Job nicht gut mache, ist nachher meistens auch kein Geld auf dem Konto. Aber was ist mit all den anderen Dingen?
Ich hab‘ mal ein paar Leute gefragt, im Trubel einer kirchlichen Veranstaltung, ob das stimmt für sie: Man kriegt im Leben nichts geschenkt?
O-Ton-Collage:
(junge Frau) Ich glaube, gerade als Christenmenschen kriegen wir ganz, ganz, ganz viel geschenkt, von Gott, wir kriegen Gnade von Gott, wir kriegen Menschen in unser Leben geschenkt, die uns bereichern können. Ich glaube, der Satz stimmt nicht ganz!
(Mann) Also ich hab‘ fast alles geschenkt bekommen, was ich habe: die Fähigkeit zu lernen, eine wunderbare Familie, gute Freunde, eine Gemeinde. Also ich empfinde mein ganzes Leben als Geschenk.
(Mann) Ich treff‘ immer auf Dinge auch in meinem Leben, die auch schon vorbereitet sind. Von daher würd‘ ich sagen, es ist beides: Es ist Geschenk, ich treff‘ auf Geschenke, und dann ist es gleichzeitig etwas, dass ich ran muss!
Autorin: Der letzte Sprecher etwa verdient sein Geld gerade als Kassierer im Supermarkt. - Man muss kein Traumtänzer sein, um vieles im Leben als Geschenk zu empfinden. „Seht die Vögel unter dem Himmel an“, sagt Jesus den Menschen in seiner berühmten Bergpredigt (Matthäusevangelium Kapitel 6, Vers 26). „Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel kostbarer als sie?“
Von daher – man muss manche Geschenke vielleicht einfach nur mal auspacken….
O-Ton-Collage:
(Frau) Ich bin ja Krankenschwester, in der Psychiatrie. Nach jedem Gespräch krieg ich was zurückgeschenkt, nämlich ein „Dankeschön“ oder ein „Das hat mir gutgetan“ – das ist für mich wertvoller als alles andere überhaupt.
(Mann) Ich glaube, Dankbarkeit ist auch eine Entscheidung. Also hinzuschauen auf das, was man hat, anstatt auf das zu schauen, was gerade nicht da ist.
(Frau) Es ist alles so negativ geprägt und es wird eher der Tenor draufgelegt, was uns genommen wird. Sei es in der Asylpolitik, sei es, was jetzt den Ukrainekrieg angeht. Und dann geht das leider in unserer Gesellschaft immer mehr verloren, was für ein Glück (!) wir auch haben und was für Schätze (!) wir hier bei uns auch in Deutschland haben. Und ich finde, das muss viel mehr in den Fokus gerückt werden.
Redaktion: Rundfunkpastorin Sabine Steinwender-Schnitzius