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Kirche in WDR 2 | 09.01.2025 | 05:55 Uhr
Tier des Jahres
Autor: Man kann ihn schon mal verwechseln. Und er kommt selten vor. Bei uns im NRW schon gar nicht: der Alpenschneehase. Dieses Jahr ist er das „Wildtier des Jahres“. Diese Auszeichnung gibt es für eine besondere, manchmal auch besonders bedrohte Tierart.
Er lebt in den Bergen auf über 1.300 Metern. Sieht im Sommer wie ein Feldhase aus, hat nur kürzere Ohren und ein dichteres Fell. Das im Winter weiß wird. Eine sinnvolle Anpassung an die Natur. Aber er hat jetzt das Problem, dass gerade in den Alpen mit dem Klimawandel Schnee und Eis besonders stark schmelzen. Und der arme Hase keinen Schutz mehr hat vor seinen Fressfeinden.
Interessant ist, dass der Hase für den Glauben eine große Bedeutung hat. Er steht für Fruchtbarkeit und neues Leben. Das hat ihn zum Osterhasen gemacht. In der Bibel, im Alten Testament, wird davor gewarnt, ihn zu essen, weil man nicht weiß, wie bekömmlich sein Fleisch ist.
Mir ist der Hase vor allem sympathisch, weil er ein Fluchttier ist, weil er Haken schlagen kann. Er will nicht kämpfen, sondern weiß, wie man gut abhauen kann. Das ist lebenswichtig. Es gibt zu viele, die meinen, jeden Konflikt annehmen zu müssen und zu ihrem eigenen zu machen. Einfach stiften gehen und einen Haken schlagen. Das finde ich gut. Nicht bei jedem Konflikt, aber bei denen, wo mir andere ihre Probleme aufdrängen. Ihren Hunger nach Macht, nach Zerstörung und Missgunst.
Und der Schneehase zeigt auch, wie man sich gut anpasst. Nicht als Anpasser oder Mitläufer, sondern damit die Welt um einen herum auch zu einem selbst passt. Eine geistliche Fähigkeit, finde ich.
Bitter natürlich, dass die Welt sich jetzt wieder sehr ändert. Anpassen geht nicht so schnell. Und darum braucht der Schneehase Schutz und Zeit. So wie alle Lebewesen, Menschen wie Tiere, um sich neu auf Lebensumstände einzustellen: auf das Klima, auf neue Lebensphasen, zum Beispiel aufs Älterwerden, auf neue Nachbarn ...
Die Deutsche Wildtier-Stiftung ruft dieses Jahr ausdrücklich dazu auf: Wir – Sie und ich – sollen mitteilen, wo wir einen Hasen mit weißem Winterrock sehen. Um den kleinen Bestand besser erfassen zu können.
Und wir sind alle aufgerufen: Genau hinzuschauen, wo andere leben, wie sie leben und dass sie sicher und gut leben können.
Quellen:
https://www.deutschewildtierstiftung.de/naturschutz/tier-des-jahres
https://www.alpenverein.de/artikel/der-schneehase-ein-verwandlungskuenstler_352af86f-d328-4bae-95f7-e1e7e2ec9c4f
Redaktion: Rundfunkpastorin Sabine Steinwender-Schnitzius