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Das Zerbrochene

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Kirche in WDR 2 | 10.01.2025 | 05:55 Uhr

Das Zerbrochene

Autor: Ich bewundere ihn. Der Mann steht in der Fußgängerzone und jongliert mit Tellern und ein Assistent wirft ihm immer noch weitere zu. Und er hält sie alle in der Luft.

Wo lernt man das? Das möchte ich auch gerne!


Keine Frage, das ist artistisch. Eine Kunst für sich. Aber es ist auch eine Lebenskunst, die vielen Dinge im Leben zu jonglieren. Ich denke an die alleinerziehende Mutter, die Job und drei Kinder unter einen Hut bekommen muss, jeden Tag. Oder auch an den Vater, der zwei Jobs hat, um die Familie zu ernähren. Oder die Großmutter, die ihren Mann pflegt, den Haushalt stemmt und alle zwei Tage auf ihren Enkel aufpasst.


Doch dabei allein bleibt es nicht. Dann kommen noch weitere Teller geflogen, eine Krankheit eine kaputte Waschmaschine, ein abgelaufener TÜV, ein überzogenes Konto oder was auch immer.


Wie viele Teller jonglieren Sie? Jede und jeder hat da Fähigkeiten. Aber irgendwann geht´s nicht mehr. Dann fällt der erste Teller, der zweite folgt. Kontrollverlust. Und manchmal fällt der ganze Wahnsinn, das ganze Kunstwerk in sich zusammen.


„Gott ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, deren Geist zerschlagen ist“, heißt es in der Bibel in Psalm 34 (Vers 19), überschrieben mit „Unter Gottes Schutz“.


Ist das ein Trost? Im Augenblick, wenn alles in Scherben liegt, wohl kaum. Aber im Nachgang vielleicht dann doch. Weil mir das alte Gebet sagt: Löse dich von dem Anspruch, ein perfekter Artist zu sein! Keiner ist das. Teller können fallen, Lebensprojekte können kaputtgehen und damit auch Herzensangelegenheiten, mancher Geist kann scheitern, der doch immer nur das Beste will, für die Kinder, die Eltern, im Büro für die Kolleginnen und Kollegen …


Die Lebenskunst ist dann weniger das Jonglieren, sondern das Sich-klar-machen: Fallen und Hinfallen, Zerbrechen gehören mit zum Leben. Mir selbst können die Dinge aus der Hand gleiten. Ich selbst darf aber vertrauen, dass da einer ist, der mich auffängt. Das ist der größte Trost. „Gott ist denen nahe, die zerbrochenen Herzens sind.“


Ich schaue weiter gebannt auf den Mann in der Fußgängerzone, der mit seinen Tellern jongliert. So wunderbar. Und dann passiert es doch, ein Teller fliegt anders. Klatsch, weitere folgen. Klirr, krach, bum – alles am Boden. Der Mann blickt ins Publikum, eine Sekunde Schweigen – dann lächelt er und verbeugt sich. Applaus. Applaus. Ein Profi eben, ein wahrer Künstler.



Redaktion: Rundfunkpastorin Sabine Steinwender-Schnitzius


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