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Hörmal | 22.12.2024 | 07:45 Uhr
Geschenkebringer
Die Paketzusteller haben jetzt Hochkonjunktur. Allein ein großer deutscher Paketdienst transportiert vor Weihnachten an Spitzentagen schon über 11 Millionen Paketsendungen bundesweit. Das sind fast doppelt so viele wie an normalen Tagen sonst im Jahr. Und damit die Pakete möglichst fristgerecht bei den Menschen landen, sind rund 10.000 Aushilfskräfte zusätzlich bei dem Unternehmen unterwegs. Von wegen: Die Geschenke bringt der Weihnachtsmann. Ohne all die Paketzustellerinnen und -zusteller würde die Bescherung an Heiligabend wohl für viele ausfallen. Deshalb wollte ich Ihnen, unseren Weihnachtsbotinnen und -boten einfach mal sagen „Danke dafür!“ Denn ihre Arbeit ist in diesen Tagen stressig und anstrengend. Und ich hoffe, dass Ihnen beim Ausliefern in hohen Treppenhäusern möglichste viele Menschen entgegenkommen zum Abholen, damit Sie all die weiteren Pakete fristgerecht ausliefern können. Trinkgeld geben ist das eine, aber allein diese kleine Geste des Entgegenkommens zeigt ja, dass Menschen sehen, was Sie gerade leisten!
Und weil ich ja katholischer Priester bin, habe ich mal geschaut, wer eigentlich Ihr Schutzpatron ist: Der Patron der Paketzusteller ist – anders als ich dachte – der Erzengel Gabriel. Aber der spielt ja an Weihnachten auch eine große Rolle: immerhin hat er Maria die Botschaft überbracht, dass sie Jesus zur Welt bringt.[1]
Wie gesagt: Mit Gabriel als Schutzpatron hatte ich eigentlich gar nicht gerechnet, ich hatte da natürlich an den Heiligen Nikolaus gedacht, quasi den Vorläufer vom Weihnachtsmann. Den Weihnachtsmann mit rotem Mantel, fellbesetzter Zipfelmütze und weißem Bart, den gibt es ja erst seit knapp 200 Jahren, obwohl er namentlich auch schon früher in Geschichten und Liedern erwähnt wird. Vielerorts hat er den Heiligen Nikolaus ersetzt, der eigentlich schon im Mittelalter als der Geschenkebringer galt und am Nikolausabend seinen Auftritt hatte, also am Abend vor seinem Gedenktag, dem 6. Dezember. Laut einer Legende hatte Nikolaus nämlich drei jungen Mädchen Geld geschenkt, damit sie eine Aussteuer hatten und heiraten konnten. Und so war er ein Vorbild in Sachen Geschenke-Bringen. Solche Legenden hat der große Reformator Martin Luther sehr kritisch gesehen, und mit der Heilgenverehrung konnte er schon gar nichts anfangen. So wurde vielerorts der Geschenkeabend auf Weihnachten verlegt, also auf den Heiligen Abend; und der Geschenkebringer, das war nun Jesus, das Christkind. Für Jesus als den Geschenkebringer spricht ja auch einiges! Wenn es heißt, dass er zur Welt gekommen ist, um den Menschen Frieden zu bringen und Liebe und Versöhnung, dann sind das ja auch Geschenke – natürlich sehr ideelle und eben Geschenke von Gott. Dahinter steckt allerdings wie bei jedem Geschenk – und mag es noch so klein sein – ein ganz wichtiger Gedanke: Da denkt jemand an mich, wenn ich ein Geschenk bekomme. Und der Geschenkebringer, der macht dabei doch einen guten Job, wie Nikolaus und auch das Christkind, weil er genau diese Botschaft immer schon mit im Gepäck hat, wenn er Geschenke verteilt: Jemand denkt an dich.
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Zusteller