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Kirche in WDR 2 | 31.12.2024 | 05:55 Uhr
Isses Sünde abergläubisch zu sein?
Isses Sünde, abergläubisch zu sein? …kann man ja gerade heute mal fragen. Ist doch der Silvestertag mit jeder Menge Aberglauben belegt. Da ist zum Beispiel das Feuerwerk, das ursprünglich nicht nur schön aussehen sollte, sondern mit dem Krach sollten die bösen Geister vertrieben werden. Und dann sind da ja noch all die vermeintlichen Glücksbringer: Hufeisen, Kleeblatt, Schornsteinfeger…im Supermarkt des Aberglaubens herrscht an Silvester Hochkonjunktur.
Ich habe mit zwei Freunden, mit Christoph und Alex darüber gesprochen, ob solche Aberglauben problematisch sind. Christoph ist evangelisch. Alex ist katholischer Diakon wie ich und wir drei reden immer wieder mal zusammen in einem Podcast über unseren Glauben. Und diesmal war unser Thema: „Isses eigentlich Sünde, abergläubisch zu sein?“
Dafür ist es wichtig erstmal zu unterscheiden, was überhaupt der Unterscheid zwischen Glaube und Aberglaube ist und deswegen fragte Christoph völlig zu Recht.
(O-TON) „Böse Zungen würden sagen, das ist ja christliche Propaganda. Alle anderen Art zu glauben, dass ist der Aberglauben. Oder gibt es da einen Unterschied zwischen anderen Religionen und Aberglauben?“ (6:17 – 6:27)
Den Unterschied gibt es und er ist immens. Für mich liegt er darin, dass ein Glaube niemals mit Wissen verwechselt werden darf. Jeder Mensch, der glaubt, hat im naturwissenschaftlichen Sinne keine Beweise dafür, ob es Gott gibt. Glaube ist keine messbare Wahrheit ist. Der Glaube bleibt in seiner Wirkung offen.
Mein Kumpel Alex hat das so erklärt: (O-TON) „Ich kann das, was der Glauben verantworten möchte, nie fassen und das ist der Unterschied zum Aberglauben, denn da wird genau das versucht. Ich muss 3 mal in die Hände klatschen und dann passiert das und das nicht.“ (14:14 – 14:29)
Und so gibt es natürlich auch Aberglauben innerhalb der
christlichen Religion. Wenn jemand glaubt, dass er mit Gebeten, Weihrauch und
Weihwasser Krankheiten, Unwetter und andere Katastrophen wegzaubern kann, ist
schon starker katholischer Aberglauben-Tobak.
Verstehen sie mich nicht falsch: Ich bete
auch, wenn Freunde oder Mitglieder meiner Familie schwer krank sind, aber ich
denke nicht, dass meine Gebete eine Art Bezahlung oder Tauschhandel mit Gott
sind, die ihn dazu bewegen jetzt mal die Lungenentzündung wegzuzaubern. Gott
ist nicht manipulierbar und niemand der nur dann handelt, wenn man lieb „Bitte
Bitte“ macht.
Der Aberglaube aber will genau das. Er will Händel mit dem Schicksal abschließen und glaubt, nachweißbar die Realität verändern zu können. Das aber hält den abergläubischen Menschen davon ab, sich in voller Klarheit mit seinen Problemen zu beschäftigen und sich mitunter die eigene Machtlosigkeit einzugestehen. Der Glaube an Gott aber macht mich stark, meine Probleme anzupacken und hilft mir in den Momenten der Machtlosigkeit nicht den Mut zu verlieren. Der Glaube lässt mir meine Eigenverantwortung. Das tut der Aberglaube nicht und deswegen finde ich ihn problematisch.
Völlig unproblematisch finde ich dagegen das Segnen. Das ist keine Zauberformel, sondern dabei geht es darum, Menschen etwas Gutes zuzusprechen. Und „Kraft meines katholischen Amtes als Diakon“...quatsch….einfach als gläubiger Mensch – das reicht schon – wünsche ich Ihnen für das kommende Jahr von Herzen: Gottes Segen.
Wie Sie das mit dem Aberglauben sehen, das wüsste ich gern, denn schließlich gibt es bei solchen Fragen keine allgemeingültigen Antworten, da muss jede und jeder das persönliche Gewissen befragen. Welchen Aspekt möchten sie ergänzen oder wo sind ganz anderer Meinung sind als ich? Schreiben Sie mir!
Hinweis:
Den Podcast „Isses Sünde“ finden Sie hier: https://bistum-osnabrueck.de/podcast-isses-suende/
Die Folge „Isses Sünde, einen Diktator umzubringen?“ finden Sie u.a. bei Spotify: https://open.spotify.com/episode/2WpeCypvLlEDdmxfJhl7Wj
Und auch bei youtube: https://www.youtube.com/watch?v=4E2Lg8U5otw
Kontakt: urs@dasbodenpersonal.de