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Kirche in WDR 2 | 28.01.2025 | 05:55 Uhr
Isses Sünde einem Wohnungslosen Geld zu geben?
Isses Sünde, wohnungslosen Menschen Geld zu geben? Es ist Winter und ich finde es kalt und unangenehm, bei diesen Temperaturen rauszugehen. Wie muss es da erst wohnungslosen Menschen gehen, die ich am Bahnhof oder in der Innenstadt treffe und die mich nach etwas Kleingeld fragen? Ich gebe da eigentlich immer eine Kleinigkeit. Nicht nur im Winter. Aber ich höre immer wieder Stimmen, die es nicht richtig finden, wenn man wohnungslosen Menschen Geld gibt und das habe ich in einem Podcast mit meinen Freunden Alex und Christoph diskutiert. Christoph hat da gefragt: “Was ist mit dem Fall, wo Du denkst, die Person kann das vielleicht nicht behalten oder investiert es in irgendwelche Süchte, die die Abhängigkeit nur noch weitertreiben. Hilfst Du da nicht noch, die Situation zu verschlimmern?”
Eine berechtigte Frage. Ich komme aus einer Kindheit, wo das Thema Sucht immer Präsent war. Daher möchte ich eigentlich keine Sucht finanzieren. Eine Zeit lang habe ich wohnungslosen Menschen aus diesem Grund kein Geld gegeben. Ich hab denen dann ein Brötchen oder etwas anderes zu essen gekauft. Dabei habe ich aber etwas Wichtiges übersehen, worauf mich ein Leitfaden der Stadt Köln aufmerksam gemacht hat. Es stimmt, dass es wohnungslose Menschen gibt, die ein Suchtproblem haben, aber diese Menschen brauchen Alkohol, um zu überleben. Wenn diesen Menschen das Geld ausgeht, würde dies zu einem kalten Entzug auf der Straße führen und das wäre lebensgefährlich. Natürlich kann eine Sachspende auch hilfreich sein, aber die habe ich dann mit der wohnungslosen Person gut abgesprochen. Vielleicht bin ich an dem Tag der Fünfte, der ein Brötchen vorbeibringt. In jedem Fall gebe ich den Menschen, die dort auf der Straße leben, keine ungewollten Lebenstipps zum Geld oder zum Brötchen dazu. Das sind erwachsene Menschen, die über ihr Leben selbst bestimmen.
Alex sagt dazu: “Ich hab tatsächlich folgende Szene erlebt, in Münster am Dom, da sprach eine Frau wiederum eine andere Frau, die im Eingangsbereich des Domes saß sprach diese Frau sie an und sagte, aber sie müssen das doch gar nicht und ich nehm sie jetzt mit und dann sagte diese Frau und schaute sie an und sagte mit ganz klarer Stimme: Weil ich hier sitzen möchte! Weil ich das will! Das hat mich wirklich tief beeindruckt!“
Natürlich sind die Gründe vielfältig, warum Menschen auf der Straße leben. Aber jede und jeder hat meinen Respekt verdient. Diese Menschen fragen mich in der Regel nach Geld und nicht nach einem Brötchen oder nach Lebenstipps. Aus meiner Sicht habe ich dann die Wahl, ob ich nun der Bitte nachkommen will oder lieber doch mein Geld behalte. Beides ist völlig okay. Wohnungslose Menschen zu bevormunden, indem ich ihnen etwas gebe, was ich für sie für Passender halte, kommt mir mittlerweile bevormundend vor.
Ihre Meinung würde mich interessieren! Welchen Aspekt möchten sie ergänzen oder wo sind ganz anderer Meinung sind als ich? Schreiben Sie mir!
Hinweis:
Den Podcast „Isses Sünde“ finden Sie hier: https://bistum-osnabrueck.de/podcast-isses-suende/
Die Folge „Isses Sünde, einem Junki Geld zu geben“ finden Sie u.a. bei Spotify: https://open.spotify.com/episode/2Hb0uwfWAIaP96DR1GcS8j
Und auch bei youtube: https://www.youtube.com/watch?v=3hLpnhzgn6g
Kontakt: urs@dasbodenpersonal.de