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Hörmal | 09.03.2025 | 07:45 Uhr
Wunschsatt
Es ist im letzten Sommer geschehen. Eine laue Sommernacht am Strand. Nicht auf den Balearen oder in der Karibik oder Gott weiß wo. Doch, Gott weiß wo und ich weiß es auch. Es ist eher unspektakulär in Ostfriesland, an der Wattenmeer Küste. Eine unwirkliche Nacht. Sternklarer Himmel. Psalm 8 geht mir durch den Kopf:
„Herr ich seh die Himmel, Deiner Hände Werk, den Mond und die Sterne, die Du gemacht hast. Was ist der Mensch, dass Du seiner gedenkst und des Menschen Kind, dass Du Dich seiner annimmst?“
Beim Blick hinauf scheint es, als würden es von Minute zu Minute immer mehr Sterne. Es ist die Nacht der vielen Sternschnuppen und plötzlich, als hätte jemand einen Schalter betätigt, wie Scheinwerfer am Horizont tanzen dazu auch noch die Polarlichter wie Scheinwerfer am Horizont. Ich kann mich kaum satt sehen. Eine Sternschnuppe nach der anderen. Schnell etwas wünschen und es niemandem verraten. Ich erinnere mich an Kindheitstage. Wenn eine gute Fee erscheint und du hast drei Wünsche frei, was wünscht du dir? Als Kind hatte ich mir immer vorgenommen, wenn das passiert, wünsche ich mir als erstes 100.000 weitere Freiwünsche. Bei der Erinnerung und dem Blick auf die Sterne muss ich lächeln.
Die Tradition sich beim Anblick von Sternschnuppen etwas zu wünschen, geht schon in die Antike zurück. Man glaubte, für einen Moment öffnen die Götter den Himmel und dann gäbe es eine direkte Verbindung zwischen Himmel und Erde. Für mich als Christin ist es befremdlich, Wünsche, ohne einen konkreten Adressaten zu formulieren. Und so nutze ich auch in dieser Nacht, die Momente, in denen ich Sternschnuppen sehe, um einige Stoßgebete an Gott zu richten. Bei jeder der vielen Sternschnuppen hämmert es in meinem Kopf, „Schnell, schnell, wünsch Dir was… Aber was zuerst? Frieden, Gesundheit, Glück für so viele Menschen, die mir auch persönlich in den Sinn kommen.“
Aber dann wird es plötzlich ganz ruhig in mir, ein merkwürdiger Moment. Das viele Wünschen hat mich atemlos gemacht… ich habe ein Gefühl von wunschsatt, ja einfach wunschsatt.
Es ist nur ein klitzekleiner Moment, in dem das Herz den Kopf schlafen legt, ein Augenblick von Ruhe, von Geborgenheit unter Gottes Himmelzelt, von Glück. Ein kleiner Moment im ostfriesischen Nirgendwo. Mit Freund und Kind an der Seite, einen Moment Atem holen im wunschlos glücklich. Vermutlich sind unsere Wunschzettel unendlich und erfüllt sich einer, stehen schon wieder zwei neue drauf. Aber ich wünsche uns allen mitten im Alltag, im beruflichen oder privaten, wenn wir die Geschehnisse in der weiten Welt oder in der direkten Nachbarschaft im Auge haben, solche kurzen (mal-)wunschlos-Momente. In denen für einen Augenblick alle Wünsche ausgesprochen, ausgedacht sind. In denen das Herz den Kopf schlafen legt, ein Hauch von Gottes Herrlichkeit und Geborgenheit uns besucht. Ein Moment von wunschlos glücklich.
Redaktion: Rundfunkpastorin Sabine Steinwender-Schnitzius
